Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Sonntag, 30. Mai 2010

Was hat Lenas Sieg mit diesem Herrn zu tun?

Dieser Frage wollen ich und Onkelchen uns in diesem Blogbeitrag widmen an diesem 30. Mai 2010, dem ersten Tag nach dem historischen zweiten Eurovision-Sing-Contest-Sieg (der, das darf ich an dieser Stelle betonen, landläufig immer noch als "Grand Prix Eurovision" bekannt ist). Zunächst aber muss ich Onkelchen schelten, denn seine Prognose für den Ausgang des Grand Prix ging ganz und völlig daneben. Lena gewann mit über 70 Punkten Vorsprung und landete nicht - wie von Onkel vorhergesagt - zwischen Platz fünf und acht. Aber geben wir Onkelchen die Chance, sich zu verteidigen:

Onkelchen: Mein lieber Palfi, ich bin froh, dass ich keine Wette eingegangen bin, denn sonst müsste ich jetzt wohl einen Hut oder einen Besen fressen. Ich gebe hiermit feierlich zu, mich geirrt zu haben. Ich hatte wie gesagt bestenfalls mit einem fünften Platz gerechnet. Dass es der Sieg geworden ist, war eine gern ertragene Enttäuschung. Aber damit hat ja auch wohl Lenas Förderer Stefan Raab nicht unbedingt gerechnet. Ich gebe auch gern zu, dass mir das Lied nicht unbedingt gefallen hat und nach wie vor nicht unbedingt gefällt (ich habe an dem Abend für die Rumänen gestimmt, die Dritte geworden sind), aber die Version mit den Background-Sängerinnen, die wir in Oslo gesehen und gehört haben, war definiv ein Stück besser als die Radiofassung. Allerdings hat Lena, und das möchte ich hier festhalten, immer ein Stück am richtigen Ton vorbeigesungen (und die "Welt" bestätigt mich hier sogar in meiner Ansicht!!!).

Ich: Ach, Onkelchen! Außer Wagner zählt für dich doch nichts! Aber jetzt, als Grand-Prix-Experte, sag mal: warum hat Lena gewonnen?

Onkelchen: weil Sie die meisten Punkte bekommen hat, plain and simple.

Ich: Naja, das muss aber doch Gründe haben.

Onkelchen: (grinst) Das ist richtig. Ich finde es auch ironisch, dass wir hier nicht versuchen, Bruchstücke einer Katastrophe zu sezieren, sondern herausfinden wollen, warum etwas besonders gut funktioniert hat - sogar besser, als alle erwartet haben. Im Prinzip war es ja wie bei der letzten Papstwahl, als Kardinal Ratzinger zum Papst Benedikt XVI. gewählt wurde.

Ich: Das ist jetzt sehr gewagt. Lena Meyer-Landrut und der Papst? Wo ist denn da die Connection?

Onkelchen: Sie ist eigentlich sehr simpel. Bei der Papstwahl gab es einen sehr starken Block aus lateinamerikanischen und anderen Dritte-Welt-Kardinälen, die eigentlich die Wahl des langjährigen Vatikan-Insiders Ratzinger hätten verhindern können. Nur gelang es ihnen einfach nicht, sich auf einen einzelnen gemeinsamen Kandidaten zu einigen. Es gab also keinen einheitlichen Dritte-Welt-Block. Und während im Lauf der drei bis vier Wahlgänge Ratzingers Position immer stärker wurde, bröckelten die Rudimente dieses Blockes immer mehr.

Genau dasselbe ist nun gestern im Grand Prix passiert. Zwei ganz entscheidende Ereignisse haben Lenas Sieg begünstigt: Zum einen das Ausscheiden der schwedischen Sängerin im Halbfinale (Sie hatte ja durchaus als Mitfavoritin gegolten). Das bedeutete, dass der Block der skandinavischen Länder keinen gemeinsamen Favoriten hatte. Lena profitierte sehr stark von Stimmen aus Skandinavien und dem Baltikum, was durchaus zum Teil dem Ausscheiden der Schwedin geschuldet war!
Das zweite ist, dass es mit der Aserbaidschanerin Safura, der Georgierin und der Armenierin gleich drei in etwa gleich starke Kandidatinnen aus der ehemaligen Sowjetunion gab. Das in der Vergangenheit so oft beobachtete Verhalten, dass die Länder der Ex-Sowjetunion und Ex-Jugoslawiens relativ einheitlich abstimmten, kam diesmal nicht zum Tragen, weil sich aus diesem Raum kein einheitlicher Favorit herauskristallisierte. Das heißt, weder Safura noch die Georgierin noch die Armenierin konnten genug vom Block-Voting profitieren, als dass sie Lena hätten ernsthaft gefährden können.
Drittens stimmten die deutschen Nachbarländer (Schweiz, Belgien, Dänemark, Slowakei) relativ großzügig für Lena (man erinnere sich, dass in Österreich und der Schweiz früher zum Teil für deutsche Beiträge nix zu holen war). In Frankreich und Großbritannien und im Mittelmeerraum fiel Lena dagegen ziemlich deutlich durch. Das heißt, dass Lena zwar eine starke Kandidatin war, ohne jeden Zweifel. Aber sie profitierte auch davon, dass keine Gegenkandidatin von den bekannten Mechanismen wie dem Block-Voting ausreichend profitieren konnte. Das Block-Voting war nämlich trotz der Jurys auch wieder nachzuweisen, es fiel aber schwächer aus. Und insofern waren hier ähnliche Mechanismen am Werk wie beim letzten Konklave!

Ich: Lena und der Papst haben also mehr gemeinsam, als man gemeinhin meint. Vor fünf Jahren waren wir alle Papst, sind wir jetzt also in diesem Sinne alle Lena?

Onkelchen: Ich nicht (beginnt "Winterstürme wichen dem Wonnemond" zu schmettern)!

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