Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Freitag, 9. Juli 2010

WM-Blog: Hoffen auf Holland

Holland ist - noch vor England - der Lieblingsfeind deutscher Fußballfans. Ein Verhältnis, das auf Gegenseitigkeit beruht. 2002 sangen deutsche Fans schadenfroh "Ohne Holland fahr'n wir zur WM", als die niederländische Elftal in der Qualifikation scheiterte. Und die Holländer sind die ersten, die fröhlich das alte Lied "Schade Deutschland, alles ist vorbei" anstimmen, wenn die Deutschen vorzeitig ausscheiden. Interessant ist dabei, dass beide Spottlieder auf dieselbe Melodie gesungen werden. Es gibt also neben der herzlichen Abneigung wohl auch viele Gemeinsamkeiten.

Wahr ist ja, dass es zwischen beiden Ländern viele hochemotionale Fußballschlachten gab - allen voran das WM-Endspiel 1974, in dem die Krönung des "Totalen Fußballs" niederländischer Prägung stattfinden sollte und das schließlich die Deutschen - nicht zuletzt wegen des Heimvorteils und wegen Gerd Müller - gewannen. Dem stand das Hamburger EM-Halbfinale 1988 in nichts nach, in dem die holländischen Fans in der Überzahl waren. Unvergessen die Szene, in der sich Ronald Koeman mit dem Trikot von Olaf Thon den Hintern abwischte. Dann kamen die engen Duelle in der WM-Qualifikation 1990 und schließlich das Haß-Spiel im Achtelfinale der WM 1990, in dem es für Frank Rijkaard und Rudi Völler die rote Karte gab und in dem Jürgen Klinsmann das Spiel seines Lebens machte. 1992 trafen beide Teams in der Gruppenphase der EM wieder aufeinander, Holland gewann 3-1, aber da beide Mannschaften weiterkamen, fiel die deutsche Niederlage nicht so sehr ins Gewicht. 2004 gab es in Portugal bei der EM ein 1-1, aber die Rivalität war zum diesen Zeitpunkt schon ziemlich abgekühlt.

Holland trug den Deutschen einerseits das verlorene WM-Halbfinale von 1974 nach, andererseits überlagerte die Erinnerung an die deutsche Besatzung während des zweiten Weltkrieges lange die Duelle mit dem Nachbarn. Man war froh, wenn es gelang, dem scheinbar übermächtigen Nachbarn auf dem grünen Rasen ein Bein zu stellen.

Dazu kam - und das ist nicht zu vernachlässigen -, dass mit Holland und Deutschland auch zwei unterschiedliche Fußball-Philosophien aufeinandertrafen, nämlich auf der einen Seite der häufig nüchtern-ergebnisorientierte Zweckfußball deutscher Prägung und auf der anderen Seite der angriffsorientierte "Totale Fußball" von Johan Cruyff und seinen Epigonen - mit einer gewissen Neigung, in Schönheit zu sterben. Holland gewann dadurch die Fans für sich, Deutschland viele Titel.

Bei dieser WM 2010 hat sich das Bild in gewisser Weise gewendet: Deutschland hat gegen Australien, England und Argentinien herzerfrischenden Angriffsfußball gezeigt, Holland dagegen eher nüchtern und zweckgebunden gespielt. Verkehrte Welt! Die deutsche Truppe präsentiert sich als multikulturelles, fußballtechnisch fein ziseliertes Team, während Holland Fußball arbeitet - wenngleich sie mit Sneijder und Robben auch einige exquisite Künstler in ihren Reihen haben. Es ist kein Zufall, dass mit van Bommel, Robben, Mathijsen und Bouhlarouz vier zentrale Akteure der Niederländer in der Bundesliga spielen, Trainer Bert van Marwijk Bundesliga-Erfahrung hat und auch Bayern-Coach van Gaal aus Holland kommt. Die beiden Erzrivalen befruchten sich momentan gegenseitig mehr, als man es noch vor wenigen Jahren für möglich gehalten hatte. Deutschland lernt von den Holländern Spielwitz, die Niederländer übernehmen die deutsche Disziplin. Und nicht zuletzt: Es ist einfach schön zu sehen, dass sich Leute wie van Bommel und Robben und viele andere holländische Profis in Deutschland wohl fühlen, so dass man die leidige Vergangenheit vielleicht doch irgendwann einmal ad acta legen kann.

Insofern halte ich im Finale zu den Niederländern (seit dem Halbfinal-Aus der Deutschen trage ich konsequent orange T-Shirts) und hoffe, dass sie eine Lücke bei den Spaniern sehen, die Jogi Löw und seine Mannen nicht gefunden haben. Ich war ja schon 2006 in Nürnberg bei der "Schlacht von Nürnberg" zwischen Holland und Portugal dabei und hielt damals zum ersten Mal in meinem Leben zu den Niederländern, denn die Portugiesen spielten damals einfach dreckig. Schwalbenkönig Cristiano Ronaldo tauchte so oft weg, dass man meinen konnte, er sei mit einem Schnorchel auf den grünen Rasen unterwegs.

In diesem Sinne: Hup, Holland, hup! Diesmal seid ihr die besseren Deutschen!
Haut die Spanier weg!

Keine Kommentare: