Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Mittwoch, 8. Dezember 2010

Ich habe nur einmal "Lindenstraße" geguckt

Es ist ja so eine Sache mit Jubiläen und Jahrestagen: Manche will man gar nicht wahrhaben ("Ist das wirklich schon so lange her?"). Das trifft vor allem auf diejenigen Jubiläen zu, an denen wir sehen, dass wir alle ein gutes Stück älter geworden sind. Ein Beispiel dafür ist der 20. Jahrestag der Wiedervereinigung, präziser gesagt des Beitritts der fünf neuen Bundesländer zur Bundesrepublik Deutschland. In dem aufregenden Jahr, das dem Jubeltag vorausging, wollten viele, mich eingeschlossen, nur zu gerne glauben, dass jetzt der Weltfrieden ausgebrochen sei. Und außerdem wurden wir kurz zuvor auch noch Fußball-Weltmeister. Vom Endspiel 1990 habe ich auch noch eine DVD, die ich mir manchmal angucke, wenn ich Zeit habe und allein bin.
Andere Jubiläen werden mehr oder weniger pflichtschuldigst registriert. So etwa der Kniefall von Willy Brandt vor 40 Jahren in Warschau. Das war eine wichtige und gute Geste, für die Willy allerdings damals auch sehr angefeindet wurde (unter Konservativen war es eine Zeit lang Mode, ihn als "Willy Weinbrand" zu bezeichnen). Das sind in der Regel die Jahrestage, die dazu dienen, unser staatsbürgerliches Koordinatensystem wieder angemessen einzunorden.
Zur dritten Gruppe der Jubiläen zählen jene, auf die man mit der fassungslosen Frage reagiert: "Gibt's den/die/das immer noch?". Und ein solches Jubiläum hat vor kurzem die Fernseh-Endlosserie "Lindenstraße" gefeiert - das 25., das will ich hier nicht verschweigen.
Die Welt, in der die Lindenstraße spielt, hat Max Goldt einmal als "Parallel-München jenseits der Zeitleiste" (oder so ähnlich) bezeichnet. Er war laut seinen Kolumnen eine Zeitlang wohl leidenschaftlicher Lindenstraße-Gucker, stieg dann aber aus, als die Katastrophen, die da jede Woche auf die Bewohner ebenjenes Parallel-Münchens einprasselten, nicht mehr zu ertragen waren. Es gab wohl kurz vor oder nach der Wiedervereinigung eine Folge, die komplett in der früheren DDR spielte, die Goldt, den wir hier wohl zu Recht als Arbiter Elegantiarum anführen dürfen, nicht goutierte. Ich musste mal vor ewigen Zeiten eine Lindenstraße-Folge gucken, weil ich mich damals um ein Volontariat beim WDR bewarb und eine der Aufgaben für die Bewerber darin bestand, die Folge 589 ("Reiner Wein") zu kommentieren. Da das mit dem Volontariat letzlich nicht klappte, darf ich die dafür aufgewendete Lebenszeit durchaus als verschwendet betrachten. "Reiner Wein" war also die erste und einzige Lindenstraße-Folge, die ich von Anfang bis Ende ohne Unterbrechung guckte. Seither nie wieder.
Man darf den Machern der Serie durchaus zugute halten, dass sie versucht haben, gesellschaftlich mehr oder weniger relevante Themen wie AIDS, gleichgeschlechtliche Liebe, Zuwanderung, Rechtsradikalismus und Ähnliches im Lindenstraße-Kosmos quasi wie in einem Brennspiegel in dramatischer Form aufzubereiten. Vielleicht ist ja der oder die eine oder andere dadurch zum Nachdenken gekommen ("Was wäre, wenn mein Sohn schwul wäre/AIDS hätte/in rechtsradikale Kreise abgleiten würde?"). Das Problem ist aber, dass Hans W. Geißendörfer und Konsorten bei alledem vergessen haben, interessante Geschichten zu erzählen. Das liegt auch daran, weil die Serie von Anfang an als Endlosserie konzipiert wurde. Jedes ordentliche Drama hat einen Anfang, eine Mitte und einen Schluss - und einen Spannungsbogen. Die Lindenstraße dagegen dümpelt und dümpelt und dümpelt. Es geht immer weiter ... und weiter ... und weiter. Alles dreht sich im Kreise. Immer dasselbe.
Eines will ich noch erzählen. Einmal war ich mit meiner Frau am Kölner Hauptbahnhof und dort erblickte sie einen Typen, der in der Lindenstraße einen Menschen namens "Hajo" spielte. Ich hätte Hajo nie erkannt. Ich sah ihm nach, wie er auf dem Bahnsteig stand und traurig und verloren vor sich hinguckte. Wenn man schon in einer Parallelwelt gefangen ist, so schien sein Blick sagen zu wollen, dann doch besser in einer, die ein bisschen Spaß macht.

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