Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Sonntag, 24. Juli 2011

Eine Lanze für Green Lantern


So, nachdem wir auch die Frauen-Fußball-WM pflichtgemäß abgehakt haben, wenden wir uns einem - ach was, dem Filmereignis dieses verregneten Sommers zu, nämlich der Comicverfilmung Green Lantern.

Green Lantern ist einer der zumindest in Deutschland weniger bekannten Superhelden aus dem DC-Comic-Universum. Bei uns kannte man natürlich Superman, Batman und "Die Spinne" - und alle Lehrer warnten uns davor, weil diese Comics ja so gewaltverherrlichend seien und die Jugend verderben würden. Naja, die Lehrer unserer Jugend meinten halt, uns vor allem, was nicht Michael Ende und Astrid Lindgren war, bewahren zu müssen. Gut, Asterix wurde noch toleriert, vor allem in den Lateinklassen, Micky Maus und Donald Duck schon weniger. Aber Superman, Batman und "Die Spinne" waren in den Augen unserer Pädagogen nachgerade böse. Das zeigt nur, wie wenig Ahnung die Lehrer von der Materie hatten, denn die Comic-Helden kämpften ja gerade für das Gute. Meistens jedenfalls.

Nun also Green Lantern. Ich muss gestehen, dass ich von der Existenz dieses grünen Superhelden erst durch die "Big Bang Theory" erfuhr. Auch in diesem Sinne sei TBBT als Bildungsfernsehen sehr empfohlen. Insbesondere Sheldon ist ein großer Fan des grünen Streiters für die Gerechtigkeit, er trägt ja auch immer wieder T-Shirts mit dem Abzeichen des Green Lantern Corps. Immer wieder wird auch in den nerdigen Dialogen auf Green Lantern eingegangen, so etwa in diesem Highlight aus der Episode "The Dead Hooker Juxtaposition":

Zitat:
Raj: I like Green Lantern, I’m just saying it’s pretty lame that He can be defeated by the colour yellow.

Sheldon: Only the modern green lantern is vulnerable to yellow.

Leonard: Golden age green lantern was vulnerable to wood.

Raj: Great, so I can take them both out with a number-two pencil?
Zitat Ende.

Dieser wahrscheinlich beste Witz der Fernsehgeschichte funktioniert auf Deutsch leider nur unzureichend, ich will trotzdem versuchen, ihn meinen Lesern verständlich zu machen:

Raj: Ich mag Green Lantern, ich sage lediglich: Es ist ziemlich lahm, dass er durch die Farbe Gelb besiegt werden kann.

Sheldon: Nur die moderne Green Lantern ist durch Gelb verwundbar.

Leonard: Die Green Lantern des goldenen Comiczeitalters war durch Holz verwundbar.

Raj: Na prima, das heißt, dass ich sie beide mit einem Bleistift des Härtegrades 2 ausschalten kann?

Ohrenbetäubendes Gelächter müsste jetzt eigentlich durch den deutschen Sprachraum schallen. Aber das ist nicht der Punkt. Es geht vielmehr darum: Der vor kurzem in den USA erschienene und in Deutschland (zumindest von mir) sehnlichst erwartete Green-Lantern-Kinofilm wurde ja von der US-Kritik ziemlich zerrissen. Es ist zu erwarten, dass das in Deutschland ebenfalls der Fall sein wird. Das ist aber nur dadurch zu erklären, weil keiner der Herrn (und Damen) Feuilletonredakteure irgendeine Ahnung hat, worum es in Green Lantern wirklich geht. Es natürlich klar, dass Leute, die mit einem Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft oder der Empirischen Kulturwissenschaften ausgestattet sind, mit Comics nicht viel anfangen können. Es handelt sich ja schließlich nicht um die Trobriander von Malinowski.

Ich persönlich würde Green Lantern definitiv auf eine Stufe mit Homer stellen, und von der schauspielerischen Leistung der Protagonisten sowie der Produktionsqualität steht der Film definitiv auf derselben Stufe wie - sagen wir mal - "Troja" von Wolfgang Petersen. Vom Narrativ her macht es keinen Unterschied, ob man eine antike Sage oder einen Comic der späten fünfziger Jahre verfilmt. Man muss sich halt auf den Stoff einlassen.

Und da hat Green Lantern eine Menge zu bieten: Hal Jordan, der Green Lantern-Charakter des Films, ist durchaus ein komplexer Charakter mit einigen Schwächen. Wir erfahren, dass sein Vater Testpilot war und bei einem Testflug ums Leben kam, wofür sich Hal selbst eine Mitschuld gibt. Hal Jordan ist ebenfalls Testpilot geworden, er lebt schnell, riskant und verantwortungslos, seine Freundin Carol Ferris (ebenfalls eine Pilotin) ist gleichzeitig sein Boss. Keine ganz einfache Gemengelage.

Nun erlebt Hal Jordan eine schicksalhafte Begegnung: Abin Sur, der beste Krieger der Green-Lantern-Truppe, wird bei einem Kampf mit dem Monster Parallax schwer verwundet. Er merkt, dass ihm nur noch wenig Lebenszeit bleibt, und macht sich auf den Weg zum nächsten bewohnten Planeten - der Erde - um dort einen Nachfolger zu suchen.

Die Green-Lantern-Truppe kämpft gegen das Böse mit Hilfe von Energieringen, die ihnen Superkräfte verleihen. Diese Energieringe werden gewissermaßen mit der grünen Energie der Willenskraft angetrieben. Von Zeit zu Zeit lässt die Kraft dieser Ringe nach und sie müssen durch die Berührung mit einer Batterie, die wie eine grüne Laterne aussieht, aufgeladen werden.

Das grüne Licht der Willenskraft trägt in sich aber eine Verunreinigung, diese Verunreinigung hat die Farbe Gelb. Deswegen können Green Lanterns gegen die Farbe Gelb nichts ausrichten. Deswegen konnte das gelbe Monsterwesen Parallax den Green-Lantern-Krieger Abin Sur besiegen.

Der schwer verwundete Abin Sur kommt also in einer Bruchlandung zur Erde und beauftragt seinem Energiering, einen Nachfolger zu bestimmen. Dieser wählt Hal Jordan aus, der wird nun selbst zu einem Green Lantern und muss mit den neu erworbenen Superkräften, aber auch der damit verbundenen Verantwortung klarkommen.

Das ist eine gute Geschichte, und sie ist der Comic-Vorlage einigermaßen treu. Mehr jedenfalls als "Troja" dem alten Homer treugeblieben ist, um nur ein Beispiel zu nennen. Green Lantern ist deshalb sagenhaftes Popcorn-Kino, eine Spezialeffekte-Materialschlacht, aber er wartet auch mit einer durch und durch humanistischen Botschaft auf. Deswegen möchte ich hier eine Lanze für den Green-Lantern-Film brechen und mit dem Eid der grünen Laternen schließen:

"In brightest day, in blackest night
No evil shall escape my sight.
Let those who worship evil's might
Beware my power: Green Lantern's light!"

Donnerstag, 21. Juli 2011

Frauen-WM: Triumph der Terrorkrümel

Die erste in Deutschland ausgetragene Fußball-WM der Frauen hat mit einem echten Kracher geendet: Japan, das keiner vorher auf der Rechnung hatte, schlug im Endspiel im Elfmeterschießen den großen Favoriten USA und ist nun Weltmeister! Mit ein paar Tagen Abstand wollen wir die WM nochmal Revue passieren lassen. Bei mir ist als Experte: Onkelchen!

Hallo.

Hättest Du gedacht, dass Japans Prachtnelken, so der Kosename für die Kickerinnen, Weltmeister werden würden? Ich jedenfalls nicht!

Das war schon eine Riesenüberraschung. Auch vor dem Finale gegen die USA hatte ich ihnen bestenfalls Außenseiterchancen eingeräumt. Und als die Amerikanerinnen dann in der Verlängerung nochmal in Führung gingen, dachte ich mir: Diese Messe ist gelesen. Aber falsch gedacht. Diese Terrorkrümel haben das tatsächlich geschafft. Respekt und Gratulation!

Woran lag es denn, dass die Nadeshiko so erfolgreich war und dass sie drei favorisierte Teams – Deutschland, Schweden, die USA – aus dem Weg räumen konnte?

Ich denke, dass die Disziplin eine ganz große Rolle gespielt hat. Die Disziplin und ein unglaublicher Mannschaftsgeist – wenn eine Spielerin einen Fehler macht, hilft die andere aus und geht auch mal den weiten Weg, wenn es sein muss. Darüber hinaus waren sie technisch sehr gut – und sie haben ein ganz simples Prinzip beherzigt: Wenn man selbst im Ballbesitz ist, kann der Gegner keine Tore schießen. Das war gegen Deutschland und Schweden ein Teil des Geheimnisses, gegen die USA im Finale sicher nicht so sehr, denn da sind die Japanerinnen ja lange nicht ins Spiel gekommen. Aber im Finale war es vor allem der Wille, der dazu geführt hat, dass sie das Spiel noch einmal drehen konnten. Der Wille und eine großartig aufgelegte Homare Sawa.

Und im Elfmeterschießen die Nerven der Amerikanerinnen.

Das sicher auch, obwohl die japanische Torhüterin ganz exzellent gehalten hat. Ich finde, sie stand etwas zu Unrecht im Schatten von Hope Solo.

Aber wir müssen uns noch einmal über das deutsche Team unterhalten. Auch wenn Japan späterhin den Titel geholt hat – woran lag es, dass Deutschland seiner Favoritenrolle so gut wie nie gerecht werden konnte?

Ich kann das sicher nicht vollständig erklären. Ich kann mir vorstellen, dass es einen Sportler oder eine Mannschaft schon sehr belastet, wenn man als zweifacher Weltmeister im eigenen Land antritt und jeder den Titel erwartet. Schließlich hatten die DFB-Frauen zwei Jahre vorher auch die EM souverän gewonnen und die U20 gewann vor einem Jahr sogar die U20-Weltmeisterschaft im eigenen Land. Man konnte sich einfach nicht vorstellen, dass man vor dem Halbfinale ausscheidet, und dann auch noch gegen Japan, das vor dem Turnier ja nun weiß Gott nicht zu den Favoriten zählte.
Es kann sein, dass nach dem Gruppensieg schon zu sehr der Gedanke an den Halbfinalgegner im deutschen Lager herumspukte. Das wäre natürlich eine fatale Nichtbeachtung des Herbergerschen Axions „Der nächste Gegner ist immer der schwerste“. Dazu kam, dass das Problem Birgit Prinz das beherrschende Thema für den deutschen Anhang darstellte.
Damit hängt auch zusammen, dass das deutsche Team gewissermaßen im Umbruch stand, obwohl das eigentlich niemand so gesehen hat. Denn ein großer Teil der Spielerinnen hatte ja bereits vier Jahre zuvor bei der WM in China gespielt und den Titel gewonnen. Mit Renate Lingor war aber eine Führungsspielerin von 2007 nicht mehr an Bord und Birgit Prinz war nicht in Form – zumindest mental nicht.

So blöd das klingt: Fehlte dem deutschen Team eine Spielmacherin?

(grinst) Gute Frage. Das erinnert mich an die achtziger Jahre, so an die Endphase der Derwall-Ära und die beginnende Amtszeit von Franz Beckenbauer. Da suchten alle händeringend nach einem Spielmacher und beklagten die fehlende Kreativität im deutschen Mittelfeld. Anscheinend gab es damals in Deutschland nur Rackerer und Kämpfer, aber keinen, der einen Ball halten und die Stürmer in Szene setzen konnte.
Damals war das Spielsystem viel starrer als heute: Heute sind die Verteidiger keine reinen Zerstörer mehr und auch Offensivleute müssen nach hinten arbeiten. In den achtziger Jahren brauchte man halt noch einen Verbinder zwischen den Mannschaftsteilen Abwehr und Angriff, einen Spielmacher, wenn man so will. Heute sind es in erster Linie die ursprünglich defensiven Mittelfeldspieler, die Doppel-Sechs, die einen Teil dieser Aufgabe übernehmen.
Und ich finde, dass Simone Laudehr und die von mir an anderer Stelle schon sehr gelobte Melanie Behringer sich da richtig reingehängt haben. An denen lag es nicht. Mich hat viel mehr gewundert, dass zum Beispiel Kerstin Garefrekes für meinen Geschmack zu häufig auf den Flügeln zu finden war, anstatt im Sturmzentrum die Kopfbälle einzunicken.
Es war vielmehr so ein bisschen wie in der Endphase von Berti Vogts: Viele Flanken aus dem Halbfeld, in der Hoffnung geschlagen, dass Kerstin Garefrekes oder dann gegen Ende Alexandra Popp die Bälle verwerten können. Das Problem ist halt: So eine Flanke ist lang in der Luft, die Abwehr und die Torhüterin können sich sehr gut darauf einstellen. Es fehlte im deutschen Spiel halt einfach das überraschende Moment, so etwa wie das zwischen 1998 und 2004 auch in der Männer-Nationalmannschaft der Fall war. So ganz glücklich hat auch Silvia Neid mit ihren Auswechslungen nicht agiert, denn trotz meiner Vorbehalte (die nichts mit ihrem Spiel zu tun haben) wäre vielleicht eine Lira Bajramaj, die auch mal den Ball halten kann, eine glücklichere Alternative gewesen. Damit wäre – vielleicht – ein belebendes Moment in das deutsche Spiel gekommen.
Und dann haben bei dem Gegentor eben die Abwehr und die Nadine Angerer nicht besonders gut ausgesehen. Das tut halt weh.

Hat die WM denn insgesamt die Erwartungen erfüllt?

Auf jeden Fall. Die beiden letzten Weltmeisterschaften fanden ja fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, man musste ja schon ein richtiger Frauenfußball-Fanatiker sein, um sich trotz der gewaltigen Zeitverschiebung die Spiele reinzuziehen. Zudem wurden 2003 und 2007 ja auch nicht alle Partien übertragen, der Normalbürger bekam von der Frauen-WM eigentlich erst was mit, als die deutschen Spielerinnen im Finale standen. Heuer konnte man sich alle Spiele live und in HD ansehen, das war schon eine neue Qualität. Sportlich wurde auch viel mehr geboten als bei diesem Liga-Total-Cup, diesem Kindergartenturnier mit verkürzter Spielzeit, das diese Woche lief.

Man hat aber auch teilweise deutliche Defizite gesehen. Die Fehlpassquote…

Dazu habe ich was gelesen, was ich ziemlich einleuchtend fand. Es ist jetzt einfach so, dass der Frauenfußball in den letzten Jahren hinsichtlich Tempo und Athletik eine gigantische Entwicklung hingelegt hat. Die Technik der Spielerinnen, die Balltechnik, konnte damit oft nicht unbedingt mithalten. Man hat also aufgrund des höheren Spieltempos weniger Zeit, den Ball zu kontrollieren und abzuspielen, aber die nötige Technik und Geistesgegenwart hat einfach noch nicht entsprechend nachgezogen. Auch hier waren die Japanerinnen, wie ich finde, vorbildlich, weil sie technisch und von der Laufbereitschaft her einfach rundheraus das beste Team waren. Mitunter meinte man ja, es wuselten 15 blaue Spielerinnen auf dem Feld.

Danke, Onkelchen!

Mittwoch, 6. Juli 2011

Olympia-Pleite: Zurück in den Schmollwinkel?

Es kam, wie es kommen musste und wie wir es schon vor eineinhalb Jahren vorausgesagt hatten: Letzten Endes hatte München bei der Wahl des Austragungsortes der Olympischen Winterspiele 2018 keine Chance gegen das koreanische Pyeongchang. Das ist schmerzlich - aber woran lag es denn, dass München sich nicht durchsetzen konnte?

Ich denke, dass es mehrere Gründe waren. Nach zwei vergeblichen Anläufen war Pyeongchang einfach dran. Und schon bei den Bewerbungen für 2010 und 2014 war das Konzept der Koreaner exzellent, es versprach nämlich für Wintersport-Verhältnisse kurze Wege zwischen den Sportstätten, so dass sich 2018 wirklich olympisches Feeling wie bei den Sommerspielen einstellen könnte. Bei den Sommerspielen sind die Sportstätten ja oft sehr konzentriert, die Sportler aus den verschiedenen Nationen erleben die Wettbewerbe wirklich zusammen. Bei den Winterspielen war das in der Vergangenheit eher die Ausnahme, und das ist das wirklich Neue des Austragungskonzepts von Pyeongchang. Dazu kommt natürlich, dass mit Samsung ein extrem potenter Sponsor im Hintergrund steht. Und die Zustimmung der Bevölkerung war in Südkorea natürlich riesig.

Hat München etwas falsch gemacht?

Das wird man sicherlich in den nächsten Tagen und Wochen sehen. Ich persönlich denke, dass die Münchner Bewerbung die beste war, die das IOC seit 1972 aus Deutschland erhalten hat. Das war aber auch nicht sehr schwierig. Die Bewerbungen von Berlin 2000 und Leipzig 2012 waren Flops mit Ansage. Insofern war es nicht schwer, hier besser zu werden. Es hat aber nicht gereicht. Daraus muss man nun seine Schlüsse ziehen.

Welche wären das?

Nun, zunächst einmal muss man sich ganz klar überlegen - sowohl auf der Seite des DOSB, aber auch von seiten der Bundesregierung - ob man tatsächlich die Spiele in Deutschland will und warum man sie möchte. Welche Werte kann man den jungen Menschen hier im Land, aber auch in der Welt, durch eine Austragung der Spiele in Deutschland vermitteln? Dass die Deutschen die Spiele gut organisieren können, ist dem IOC natürlich klar. Das ist aber nicht der Punkt. Es geht darum, sich zu überlegen, warum Spiele in Deutschland einmalige und unverwechselbare Spiele sein können. Und nur so kriegt man auch die Bevölkerung - mit Ausnahme der ewigen Nörgler - auf die Seite einer Bewerbung. Und ohne eine breite Unterstützung in der Bevölkerung läuft es nicht. Vielleicht sind die Südkoreaner in dieser Hinsicht ja etwas naiver als die Deutschen, aber sie freuen sich zu etwa 90 Prozent auf die Spiele und sind darauf stolz, dass sie in Südkorea stattfinden werden. Deswegen gab es ja auch die drei Anläufe - und der lange Atem wurde belohnt.

Muss Deutschland diesen langen Atem jetzt auch haben, um wieder einmal olympische Spiele veranstalten zu können?

Ja, natürlich! Wenn ich Thomas Bach oder Kati Witt hieße oder nur im entferntesten etwas mit dieser Bewerbung zu tun gehabt hätte, dann hätte ich meinen Hut sofort für den nächsten erreichbaren Termin wieder in den Ring geworfen. So aber ist zu erwarten, dass sich die deutschen Olympier wie nach den bisherigen gescheiterten Bewerbungen zunächst einmal wieder auf Jahre in ihren Schmollwinkel zurückziehen. Was Thomas Bach nach der Abstimmungsniederlage gesagt hat, passt doch voll ins Schema: "Wir müssen nun in Ruhe überlegen, ob es sinnvoll ist, sich noch einmal zu bewerben. Dazu wird es kommende Woche die ersten Gespräche geben, aber eine erste Entscheidung ist dort nicht zu erwarten." Das heißt doch in der Praxis: Erst mal Wunden lecken, abwarten und Tee trinken, in sechs bis acht Jahren wieder antreten und dann wieder eine Niederlage kassieren. Wenn es einem aber mit Olympia ernst ist, muss man gleich wieder antreten - egal, ob mit einer Winter- oder Sommerbewerbung. Denn eines hat dieser Tag von Durban gezeigt: Persistenz und Hartnäckigkeit zahlen sich aus. Natürlich muss man sehen, wo das Konzept Schwächen hatte, natürlich muss man die Bevölkerung noch besser ins Boot nehmen, als das vielleicht jetzt der Fall war. Aber dann heißt es wieder angreifen! Es gibt alle zwei Jahre die Chance. Sich jetzt erst mal wieder in den Schmollwinkel zurückziehen wäre in etwa so, wie wenn die deutsche Männer-Nationalmannschaft bei der kommenden EM aussetzt, nur weil man bei der letzten WM wieder nicht gewonnen hat.

Du bist pro Olympia in Deutschland? Verstehe ich das richtig, Onkelchen?

Ja, das bin ich! Ich würde mich sehr freuen, wenn in Deutschland mal richtig gute Olympische Spiele stattfänden, die weder von einer totalitären Ideologie instrumentalisiert noch von einem brutalen Attentat überschattet werden. Und das möglichst noch zu meinen Lebzeiten! Ich bin nämlich schon 42!