Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Samstag, 10. September 2011

So erlebte ich 9/11





Onkelchen, wenn du dich an dieses Datum erinnerst – was war das für ein Tag? Wie hast du 9/11 erlebt?

Ich weiß noch sehr gut, dass es ein Scheißtag war – schon morgens. Irgend etwas lag in der Luft, aber ich hatte keine Ahnung, was. Irgend so eine Spannung, die darauf wartete, sich zu entladen. Das Wetter war OK, der Vormittag war trotzdem wie aus Blei, es war einer dieser Tage, wo man das Gefühl hat, es geht nichts vorwärts. Ich verbrachte den Vormittag damit, ziellos im Netz zu surfen.

Wie kam das?

Ich wartete auf mein Layout. Ich konnte wenig tun. Kurz zur Erklärung: Ich arbeitete damals bei der Motor Presse Stuttgart in der Redaktion der Zeitschrift „connect“. Wenn man einen Artikel schreiben wollte, dann konnte man erst damit anfangen, wenn das Layout und die grafische Gestaltung von der Art Directorin und vom Chefredakteur abgesegnet worden waren. Meine Geschichten hatten ja meist mit Tarif- und Verbraucherberatung zu tun, deshalb waren sie grafisch nicht so aufwendig wie jetzt zum Beispiel eine Fotostrecke über die neuesten Nokia-Handys oder irgendwelche Laptops. Aber das führte auch dazu, dass meinen Geschichten und meinen Layouts manchmal – nicht immer – eher eine geringere Priorität eingeräumt wurde. Wenn also ein und derselbe Grafiker oder dieselbe Grafikerin mehrere Layouts zu machen hatte, dann konnte es gut sein, dass meine Geschichten immer eher am Ende der Warteschlange standen als am Anfang.

OK, soviel zu deinem damaligen Job. Aber ich finde es interessant, dass du von einer Spannung sprichst, die in der Luft lag – was meinst Du damit? Wie äußerte sich das?

An diesem Tag ging ich mit einem komischen Gefühl ins Büro. Nichts Konkretes – man ist unzufrieden mit sich selbst, es geht nichts richtig voran, man stellt sich irgendwie innerlich auf Ärger ein. Komisch war, dass ich an diesem Morgen in der Zeitung gelesen hatte, dass in New York einige In-Restaurants schließen mussten, weil die Firmen wegen des abflauenden Internetbooms sparen mussten. Der Dotcom-Boom war ja gerade auch für einige wilde Partys und Exzesse berüchtigt. Als ich dann wie gesagt an diesem Vormittag ziellos durchs Internet surfte, kam mir die Geschichte von boo.com unter die Finger. Boo.com war einer der ersten kapitalen Crashs der Internet-Geschichte gewesen, so eine Art Online-Modehaus. Da gab es das interessante Detail, dass die Gründerin von boo.com einige Male mit der Concorde von London nach New York gejettet war. Das fiel mir auf, das blieb haften. Im Nachhinein ist es interessant: Die Begriffe „Crash“ „New York“ und „Fliegen“ waren mir an diesem Vormittag alle präsent, sie standen mir regelrecht direkt vor Augen.

Unglaublich.

Na ja, so unglaublich auch wieder nicht! Irgendwelche Nachrichten aus New York liest man fast jeden Tag, und die Vokabeln „Fliegen“ und „Crash“ begegnen einem ja auch ständig. Jedenfalls schlurfte ich ziemlich ziellos zum Mittagessen in die Kantine, hoffte, der Tag möge schnell vorbeigehen. Ich ging wieder ins Büro und kurz danach rief meine Frau an. Sie fragte mich, ob ich mitgekriegt hätte, dass ein Flugzeug ins World Trade Center geflogen sei. Ich verneinte – zu diesem Zeitpunkt dachten ja noch alle, es sei ein kleines Privatflugzeug gewesen. Kurz danach rief meine Frau wieder an. Es sei noch ein Flugzeug ins WTC geflogen. Und ich weiß noch, dass es eine Ewigkeit dauerte, bis ich begriff. Dass das kein zufälliger Unfall mehr sein konnte.

Was passierte dann?

Ich versuchte im Internet mehr herauszubekommen. Leider war das Netz an diesem Tag, wie man sich denken kann, vollkommen überlastet. Die Nachrichten von CNN und Spiegel Online tröpfelten mehr, als dass sie flossen. Und Bit für Bit baute sich dann die ganze Tragödie vor einem auf. Irgendwann hatte ich dann die Idee, das kanadische Nachrichtenportal canoe.ca aufzurufen. Das war nicht so überlastet, ich versuchte dann zwischen canoe.ca, Spiegel Online und CNN hin- und herzuschalten. Und irgendwann hieß es dann: SOUTH TOWER COLLAPSED. Ich habe zunächst gar nicht begriffen, was das bedeutete.

Was hast Du dann gedacht?

Naja, das hört sich jetzt komisch an: Ich hoffte, dass das American Museum of Natural History von dem Einsturz unbehelligt geblieben sei. Ich bin nun mal Dinosaurierfan, und wenn ich je nach New York komme, wird das mein erstes Ziel sein. Ich kannte natürlich die ganzen Distanzen vor Ort nicht, und ich hatte noch keine Bilder des zusammenbrechenden Turmes gesehen. Deswegen war mir auch gar nicht klar, wie das passiert sein konnte.

Hast Du dich dann mit Kollegen ausgetauscht?

Ja, natürlich! Ein Kollege (der sein Büro auf dem anderen Flur hatte) verfügte über einen kleinen Fernseher, und als ich bei ihm vorbeikam, guckte ich natürlich mit. Da hatten sich schon einige Kollegen bei ihm versammelt. Inzwischen war auch der andere Turm eingestürzt, und alles, was man noch sah, war diese gewaltige Staubwolke. Ich weiß noch, dass niemand etwas sagte, alle schüttelten die Köpfe – völlige Schockstille. Der Moderator erzählte dann noch irgendwas in der Richtung, dass eine palästinensische Gruppe die Verantwortung übernommen habe. Ich sagte dann in die Stille hinein, das könne nicht sein, das sei für die Palästinenser eine Nummer zu groß. „Das riecht vielmehr nach diesem Bin Laden“, sagte ich dann.

Du hast unmittelbar danach auf Bin Laden getippt?

Ja, das roch wirklich danach. Die Attentate auf die US-Botschaften in Afrika ein paar Jahre zuvor waren ja auch praktisch simultan, im Abstand von wenigen Minuten, ausgeführt worden. Und dasselbe war ja auch in New York der Fall gewesen. Vom Pentagon war zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht groß die Rede gewesen.

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