Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Mittwoch, 1. Februar 2012

USA: Wahlkampf wie im alten Rom

 

Der Ausleseprozess der republikanischen Präsidentschaftskandidaten in den USA nähert sich immer mehr dem Niveau von "Deutschland sucht den Superstar" bzw. dem US-Pendant "American Idol" oder – noch treffender – den Dschungelshows auf RTL an. So richtig möchte unsereins mit dem ganzen Theater nichts mehr zu tun haben, man kommt aber nicht daran vorbei. Denn der Gewinner dieser ganzen Vorwahl-Orgie könnte ja möglicherweise im Herbst zum US-Präsidenten gewählt werden, und so ganz egal kann das auch einer Elefanten-WG in einem staubigen Münchner Vorort nicht sein, zumal ja die republikanische Partei in den USA sich den Elefanten als Wappentier erwählt hat (siehe oben).

Onkelchen überrascht es sehr, wie stark schon jetzt diese Vorwahlen vom Gelde bestimmt sind - Mitt Romney war ja schon vor der allerersten Abstimmung in Iowa zum klaren Favoriten gekürt worden, da er von allen Beteiligten die tiefsten Taschen mitbringt. Die Rolle des Geldes in der US-Politik erinnert sehr daran, wie in der römischen Republik Wahlkämpfe betrieben wurden. Denn nur die Superreichen konnten sich im alten Rom den Zugang zu politischen Ämtern leisten. Stimmenkauf war gang und gäbe und galt keineswegs als unfein oder verboten. Wer selbst nicht zu dem Superreichen zählte, musste auf reiche Freunde hoffen. Das prominenteste Beispiel dafür ist Caesar: Der alte Julius stammte zwar aus einer vornehmen Familie, allerdings war diese eher zum verarmten Adel zu zählen. Er borgte sich also Geld beim Immobilienhai Crassus (der Name "Crassus", zu Deutsch "Der Fette" ist hier vielsagend) und wusste genau, dass er sich keine Wahlniederlage leisten konnte. Denn sonst wäre er ruiniert gewesen. Sein Plan war: auf Teufel komm raus Konsul werden und dann als Feldherr die Welt erobern – nicht zuletzt, um sich auch persönlich zu bereichern.

Und ganz wichtig: Wer in Rom seinem Wahlpublikum keine gute Show bot, hatte von vornherein verloren. Die Wahlkampfspots, in denen die Kandidaten ununterbrochen aufeinander eindreschen ("Der hat Zehntausende Bürger entlassen und dafür Sklaven, äääh Chinesen angeheuert!" "Und der seine eigene Frau betrogen, während er seinerseits Konsul, äääh Präsident Clinton wegen dessen Affäre mit dieser Sklavin, äääh Praktikantin drankriegen wollte!"), könnten direkt aus der Siebenhügelstadt stammen. Denn merke auf: Der Wähler will auch unterhalten werden. Deswegen veranstalteten die römischen Politiker im Wahlkampf Gladiatorenspiele. In den USA steigen sie stattdessen selbst für die Live-Debatten in den Ring.    

Natürlich ist Geld nicht alles. Wenn es nur danach ginge, hätte Romney die Nominierung bereits sicher und könnte zum eigentlichen Wahlkampf gegen Amtsinhaber Barack Obama übergehen.

Hätte, wäre, könnte. Da gibt es aber halt noch diesen hartnäckigen Pinscher namens Newt Gingrich (genau der, der seine Frau, während der Konsul mit der Sklavin beziehungsweise Praktikantin, Sie wissen schon), der sich um so heftiger in die Wade von Romney verbeißt, je klarer es nach einer Nominierung von Mitt Romney aussieht. Gerade jetzt, nachdem der einstige Gouverneur von Massachusetts (also Romney) aus der Vorwahl in Florida deutlich als Sieger hervorgegangen ist, verkündet Gingrich trotzig: 46 States to go - im übertragenen Sinne: 46 Staaten liegen noch vor uns, es ist noch nichts entschieden.

Ein Grund dafür, warum Gingrich zumindest an seine Chance glauben kann, dem fast sicheren Sieger die Nominierung zu entreißen, ist die Tatsache, dass die Basis der Republikaner selbst mit dem Kandidatenfeld nicht zufrieden ist. Romney musste von Anfang an mit dem Makel leben, ein Kompromisskandidat zu sein, der zu liberal und in seinen politischen Positionen zuwenig beständig ist. Nicht zuletzt ist er rhetorisch limitiert. Bauen kann Romney letztlich nur auf seine Wirtschaftskompetenz, denn er war ja bekanntermaßen nicht immer Berufspolitiker, sondern auch Mitbegründer der Finanzinvestoren-Firma Bain Capital. Aber diese scheinbare Kompetenz kann sich als zweischneidiges Schwert erweisen, denn die Finanzinvestoren - in Deutschland seit Franz Müntefering unter dem Begriff "Heuschrecken" bekannt, werden auch in den USA immer kritischer betrachtet. Und als Mann der sozialen Kälte betrachtet zu werden, kann Romney eigentlich nur schaden. Seine Aussage unmittelbar nach der Florida-Wahl, die ganz armen Mitbürger kümmerten ihn nicht, für die gebe es ja ein soziales Auffangnetz, wird er aller Wahrscheinlichkeit nach noch lange um die Ohren gehauen bekommen.

Die US-Republikaner wissen nicht, was sie wollen, und das ist ihr Problem. Sie wollen Obama schlagen, ihn am liebsten aus dem Weißen Haus jagen, weil er ihrer Meinung nach da nie hingehört  hat. Darin sind sie sich noch einig. Dann wird es aber unübersichtlich. Evangelikale Christen misstrauen Romney, weil er Mormone ist. Anderen ist suspekt, dass er in Massachusetts eine Krankenversicherung eingeführt hat, obwohl er gleichzeitig bekannt, den Healthcare-Plan Obamas mit Stumpf und Stiel ausrotten zu wollen, sobald er an der Macht ist. Und wie steht er zur Abtreibung? Auch diese Gretchenfrage der amerikanischen Konservativen kann noch zum Stolperstein für Romney werden.

Newt Gingrich auf der anderen Seite hat sich politisch und menschlich dagegen bereits so oft diskreditiert, dass er es selbst gar nicht mehr mitbekommt. Trotzdem wollen ihn viele rechtsgerichtete Wähler lieber gegen Obama in den Ring steigen sehen. Die Erwartung ist groß: Der im Vergleich zu Romney rhetorisch viel versiertere Gingrich, so ihr feuchter Traum, wird mit Obama bei den Fernsehdebatten "den Boden wischen", so dass von dem immer etwas professoral und von oben herab wirkenden Amtsinhaber nur noch wenig übrig bleiben möge.

Dass Gingrich voraussichtlich zwei Drittel der amerikanischen Wähler verschrecken dürfte, scheint die Konservativen kaum zu stören. Je länger sich daher das schmutzige Duell zwischen den beiden republikanischen Partei"freunden" hinzieht, um so besser für Obama. 



Keine Kommentare: