Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Samstag, 28. Juli 2012

Worin besteht die olympische Idee? Hat sie jemand gesehen?

So, seit gestern beziehungsweise heute morgen brutzelt die olympische Flamme wieder, und wer könnte besser dazu geeignet sein, das Geschehen in und um London zu kommentieren als ... Onkelchen! 

Hallo, Palfi.

Wie hat dir die Eröffnungsfeier in London gefallen?

Journalisten schreiben natürlich immer von einer bunten, farbenprächtigen Show. Das tun sie in der Regel, wenn ihnen nichts Besseres einfällt. Ich muss sagen, es war rundweg die beste Eröffnungsfeier seit Seoul 1988.

Warum gerade Seoul 1988? 

Das war die Zeremonie, die bei mir einfach den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen hat. Da gab es zu Beginn eine Schiffsparade auf dem Han-Fluss, der direkt am Olympiastadion vorbeifließt. Vieles war neu und fremdartig, die Feier hat damals viel von der koreanischen Geschichte und Kultur vermittelt. Zudem spürte man den politischen Umbruch in Korea weg von der Diktatur hin zu mehr Demokratie. Und das war großartig.

Leider wurden damals auch ein paar Tauben im olympischen Feuer gegrillt...

Ja, ich frage mich, wie das bei den Eröffnungsfeiern bis dahin gelöst wurde. Ich denke, dass bei den meisten Opening Ceremonies immer wieder das eine oder andere Täubchen geröstet wurde. Nur in Seoul hat man's leider weltweit gesehen.

Was hat dir in London besonders gut gefallen?

Die Mischung, es hat fast alles gestimmt. Und es gab wunderbare Momente. Die Filmeinspielung, in der Daniel Craig alias James Bond die Queen aus dem Buckingham-Palast abholte. Die Entzündung der Flamme, in der sich 204 kleine zu einer großen Flamme vereinigten. Und "Chariots of Fire" mit Rowan Atkinson alias Mister Bean, der gelangweilt immer die gleiche Taste auf dem Keyboard drückt. Ich habe Tränen gelacht. Es war eine sehr sympathische, unpathetische Feier mit dem richtigen Schuss Humor. Es gab zwar auch ein paar Längen, so die eine Tanznummer mit dem Pärchen, wo das Mädel das Handy verliert, war zu lang. Man muss ja auch sehen, dass der Einmarsch der Nationen dauert und dauert und dauert...

Dann hat London der olympischen Idee neues Leben eingehaucht?

Gegenfrage: Kann mir jemand mal sagen, worin die olympische Idee eigentlich besteht?

Wie bitte?

Worin besteht die olympische Idee? Das ist doch eine ganz einfache Frage. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der sie mir erklären konnte.

Naja, ist doch ganz einfach... Dabeisein ist alles... und so.

Mach dich nicht lächerlich. Bei Olympia zählt letzten Endes auch die alte Abba-Weisheit "The winner takes it all, the loser's standing small." Der Sieger wird steht im Mittelpunkt, der Verlierer wird vergessen oder gar verlacht. Über Eddie "the Eagle" Edwards haben 1988 alle gespottet, obwohl er wahrscheinlich mehr als jeder andere Schiss davor hatte, 1988 in Calgary die Schanze runterzufahren. In gewisser Weise war er aber der Normalo unter den ganzen hochgezüchteten Athletenmaschinen. Und gerade der "Dabei sein ist alles"-Blödsinn ist aus dem antiken Vorbild überhaupt nicht abzuleiten. Im antiken Olympia galt nur der Sieger etwas. Für Sieger hat man eine Bresche in die Stadtmauer gebrochen, damit er triumphal einziehen konnte. Schon die Zweitplatzierten mussten nachts und auf Umwegen nach Hause schleichen, damit sie nicht mit Kot bekübelt wurden.

Harte Sitten damals.


Das entsprach dem agonalen Denken der Griechen, die zahlreiche Bereiche des Lebens als Wettkampf betrachteten. Der andere Aspekt, den man vielleicht noch unter olympischer Idee subsummieren könnte, ist die Vorstellung der Völkerverständigung durch Sportwettkämpfe. Das ist auch Humbug. Im alten Griechenland mussten wenigstens während der Dauer der Spiele alle Kampfhandlungen ruhen. Im modernen Zeitalter hat das leider nie funktioniert. Es ist ja sogar so, dass Sport nationale Differenzen manchmal sogar noch vertieft hat. Man muss sich dazu nur mal die Schlagzeilen der britischen Presse anschauen, wenn England gegen Deutschland spielt. Da ist zum Teil ja vom "alten Feind" (old enemy) die Rede. Es gab sogar mal einen Fußballkrieg zwischen Honduras und El Salvador im Anschluss an die Qualifikationsspiele zur WM 1970. Die olympische Idee ist also nur ein Begriff ohne Inhalt. Fußball-Weltmeisterschaften sind da wenigstens ehrlich: Es geht darum, wer Weltmeister wird. Punkt. Aus. Schluss. Keine quasireligiösen Obertöne, kein Mummenschanz.

Aber die FIFA ist doch ein ziemlich korrupter Haufen?

Es gab auch bei der Vergabe von olympischen Spielen in der Vergangenheit Fälle massiver Korruption im IOC. Das IOC ist darüber hinaus feige, es hat gegenüber den Machthabern in China gekniffen und verweigert den Opfern des Terroranschlags bei den Spielen von München bis heute eine Schweigeminute im Rahmen der Spiele. Mit der FIFA und Sepp Blatter habe ich dagegen kein Problem. Wir haben 2006 die WM bekommen, obwohl Blatter damals massivst Südafrika unterstützt hat. Und das kann uns keiner mehr nehmen. Dagegen sind seit 1972 ALLE  deutschen Olympiabewerbungen gescheitert. Alle. Von daher bin ich mit der FIFA eigentlich recht zufrieden.






Sonntag, 8. Juli 2012

Eine Sanges-Karriere geht zu Ende!

Onkelchen wird heute seine "Karriere" als Chorsänger fürs erste beenden. Das Wort "Karriere" darf man hier durchaus in Anführungszeichen setzen, denn so richtig durchschlagend war sein Erfolg in diesem Bereich ja nie. Als Onkelchen vor ein paar Wochen, durchaus auch im Einverständnis mit Tante Dilein, diesen Schritt vor einigen Wochen ankündigte - denn es gebietet ja die Höflichkeit, die künstlerische Leitung des Chores davon zu unterrichten - war er einigermaßen überrascht, dass der Chorleiter in einer ungewöhnlich besorgten Art und Weise nachfragte, warum Onkelchen denn nicht mehr mitmachen wolle. Schließlich seien er und Tante Dilein ja auch ein sängerischer Gewinn für das Ensemble gewesen. Tante Dilein formulierte dann in Onkelchens Auftrag eine einigermaßen lahme Ausrede - naja, der Zeitaufwand, und die Tatsache, dass Onkelchen jede Woche berufsbedingt von der glamourösen Weltstadt Neuler-Ramsenstrut in das Provinzkaff München pendeln musste - solches Zeug eben. Lahme Ausreden, damit der Chorleiter, der ja unter anderem mit seinen Schulchören ungeahnte Erfolge feiert, zum Beispiel sang sein Schulchor vor kurzem in der Londoner Royal Albert Hall - oder war es die Saint Paul's Cathedral? - sein Gesicht wahren kann. Denn als Badewannen-Caruso ist Onkelchen gar nicht schlecht. Man muss auch ehrlicherweise sagen, dass man von ihm zu jeder Zeit eine passable Version von "You'll never walk alone" bekommen kann, selbst wenn man ihn um drei Uhr früh weckt, vorausgesetzt, er hat am Vorabend nicht zu viel Bier getrunken, was aber ohnehin nur selten vorkommt.
Nein, Onkelchens Abschied vom Chorgesang hat viel mit den oft zitierten "künstlerischen Differenzen" zu tun. Onkelchen ist hellsichtig genug, dass die Sangeskunst, die er darbietet, vermutlich am besten in Gänsefüßchen aufgehoben ist. Das Zeug, auf das der Chorleiter abfuhr, war halt immer schrecklich kompliziert. Und Onkelchen konnte mit Noten noch nie wirklich was anfangen. Das ist ungefähr so, wie wenn man dem nun schon mehrfach genannten Chorleiter ein paar Blätter voll mit Programmiercode in C vorlegen würde und ihn dann aufforderte: "So, jetzt sag' mir mal, was da rauskommt!" Genauso ist es, wenn Onkelchen Noten vor sich liegen hat. Er weiß zwar, aha, hier geht's rauf, hier geht's runter, hier muss man etwas länger aushalten - aber das ist es dann schon. Er kann sich die Verhältnisse, um wieviel höher und wieviel länger, nur dann vorstellen, wenn er das Zeug dann auch mal mehrfach vorgesungen/gespielt/gepfiffen bekommen hat. Wenn's dann aber komplizierter Stoff ist, streckt er die Waffen. Dann ist es nämlich harte Arbeit, sich mit dem Zeug auseinanderzusetzen.Und dafür hat er immer weniger Zeit, weil er ja jede Woche berufsbedingt von der glamourösen Weltmetropole Neuler-Ramsenstrut in das Provinzkaff München pendeln muss. Und manchmal muss er ja auch noch bloggen.
Dadurch, und das war natürlich eine völlig unbeabsichtigte Nebenwirkung seines Karriere-Endes, geriet die Existenz des Chores, der sich anspruchsvoller Vokalmusik verschrieben hat, ins Kippeln. Denn Männer sind heutzutage in Chören ausgesprochen selten. Ich würde sogar soweit gehen, dass Chöre noch eines der wenigen Refugien der heutigen Zeit sind, in denen Männer noch wirklich gebraucht und angemessen gewürdigt werden. Frauen sind ja heute überall auf dem Vormarsch, und Männer werden überflüssig. Eventuell unzureichende Körpergröße können die Damen mit Trittleitern ausgleichen, und für alles andere, wofür Männer früher unerlässlich waren, gibt es heute Batterien. Nur eben in Chören nicht - man kann keine vierstimmigen Motetten oder Choräle singen, wenn nicht wenigstens ein paar Tenöre oder Bässe vorhanden sind. Und deswegen stellt sich für viele Chöre, die mit Frauen zwar mehr als ausreichend bestückt sind, sofort die Existenzfrage, wenn ein Tenor oder Baß das Handtuch wirft.
In Schulchören ist das ja noch einfach. Entweder keilt der Musiklehrer die Jungs mit der Aussicht auf eine Aufwertung der Note im Fach Musik. Oder die Jungs kommen von selber, angelockt von der Möglichkeit, die kleine Blonde oder Brünette mit der glockenhellen Sopranstimme wenigstens aus der Ferne anschmachten zu können. Dann aber kommt unweigerlich der Moment, in dem die allermeisten Jungs realisieren, dass sie bei der kleinen Blonden oder Brünetten nie werden landen können, egal, wie sehr sie sich ins Zeug legen - gesanglich oder anderweitig. Und dann ist es um die Motivation meist geschehen. Und wenn diese Jungs mal erwachsen geworden sind, finden sie nie mehr den Weg zurück in einen Chor, denn die dort vorhandenen Frauen haben oftmals einen leicht verwelkten Zug an sich. Ich habe außerdem noch nie von Männern gehört, die in einen Chor gegangen sind, um Frauen anzubaggern, denn bei den anspruchsvollen (ich meine natürlich Chören) muss man erst mal vorsingen, bevor man mitmachen darf. Und außerdem sitzt man während der Chorproben ohnehin nach Stimmen getrennt und kann keine Konversation betreiben. Die sogenannte Nach-Singstunde mit viel Bier, die früher bei Männergesangvereinen der eigentliche Grund für die Teilnahme war, gibt es zudem in gemischten Chören in aller Regel nicht.
Wenn man Onkelchen wirklich halten wollte, dann müsste man mit ihm über ein etwas anderes Repertoire reden, und zwar Sachen, die er im Schlaf kann. Fußball-Songs zum Beispiel: "You'll never walk alone" wäre da ein guter Titel. Oder "Three Lions" (natürlich nur die beiden guten Versionen von '96 und '98). "Ferry 'cross the Mersey" - ebenfalls jederzeit. Da käme schon was Anständiges zusammen. Dann würde auch das Publikum wieder kommen. Und auch ein paar Männer. Wetten?