Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Sonntag, 8. Juli 2012

Eine Sanges-Karriere geht zu Ende!

Onkelchen wird heute seine "Karriere" als Chorsänger fürs erste beenden. Das Wort "Karriere" darf man hier durchaus in Anführungszeichen setzen, denn so richtig durchschlagend war sein Erfolg in diesem Bereich ja nie. Als Onkelchen vor ein paar Wochen, durchaus auch im Einverständnis mit Tante Dilein, diesen Schritt vor einigen Wochen ankündigte - denn es gebietet ja die Höflichkeit, die künstlerische Leitung des Chores davon zu unterrichten - war er einigermaßen überrascht, dass der Chorleiter in einer ungewöhnlich besorgten Art und Weise nachfragte, warum Onkelchen denn nicht mehr mitmachen wolle. Schließlich seien er und Tante Dilein ja auch ein sängerischer Gewinn für das Ensemble gewesen. Tante Dilein formulierte dann in Onkelchens Auftrag eine einigermaßen lahme Ausrede - naja, der Zeitaufwand, und die Tatsache, dass Onkelchen jede Woche berufsbedingt von der glamourösen Weltstadt Neuler-Ramsenstrut in das Provinzkaff München pendeln musste - solches Zeug eben. Lahme Ausreden, damit der Chorleiter, der ja unter anderem mit seinen Schulchören ungeahnte Erfolge feiert, zum Beispiel sang sein Schulchor vor kurzem in der Londoner Royal Albert Hall - oder war es die Saint Paul's Cathedral? - sein Gesicht wahren kann. Denn als Badewannen-Caruso ist Onkelchen gar nicht schlecht. Man muss auch ehrlicherweise sagen, dass man von ihm zu jeder Zeit eine passable Version von "You'll never walk alone" bekommen kann, selbst wenn man ihn um drei Uhr früh weckt, vorausgesetzt, er hat am Vorabend nicht zu viel Bier getrunken, was aber ohnehin nur selten vorkommt.
Nein, Onkelchens Abschied vom Chorgesang hat viel mit den oft zitierten "künstlerischen Differenzen" zu tun. Onkelchen ist hellsichtig genug, dass die Sangeskunst, die er darbietet, vermutlich am besten in Gänsefüßchen aufgehoben ist. Das Zeug, auf das der Chorleiter abfuhr, war halt immer schrecklich kompliziert. Und Onkelchen konnte mit Noten noch nie wirklich was anfangen. Das ist ungefähr so, wie wenn man dem nun schon mehrfach genannten Chorleiter ein paar Blätter voll mit Programmiercode in C vorlegen würde und ihn dann aufforderte: "So, jetzt sag' mir mal, was da rauskommt!" Genauso ist es, wenn Onkelchen Noten vor sich liegen hat. Er weiß zwar, aha, hier geht's rauf, hier geht's runter, hier muss man etwas länger aushalten - aber das ist es dann schon. Er kann sich die Verhältnisse, um wieviel höher und wieviel länger, nur dann vorstellen, wenn er das Zeug dann auch mal mehrfach vorgesungen/gespielt/gepfiffen bekommen hat. Wenn's dann aber komplizierter Stoff ist, streckt er die Waffen. Dann ist es nämlich harte Arbeit, sich mit dem Zeug auseinanderzusetzen.Und dafür hat er immer weniger Zeit, weil er ja jede Woche berufsbedingt von der glamourösen Weltmetropole Neuler-Ramsenstrut in das Provinzkaff München pendeln muss. Und manchmal muss er ja auch noch bloggen.
Dadurch, und das war natürlich eine völlig unbeabsichtigte Nebenwirkung seines Karriere-Endes, geriet die Existenz des Chores, der sich anspruchsvoller Vokalmusik verschrieben hat, ins Kippeln. Denn Männer sind heutzutage in Chören ausgesprochen selten. Ich würde sogar soweit gehen, dass Chöre noch eines der wenigen Refugien der heutigen Zeit sind, in denen Männer noch wirklich gebraucht und angemessen gewürdigt werden. Frauen sind ja heute überall auf dem Vormarsch, und Männer werden überflüssig. Eventuell unzureichende Körpergröße können die Damen mit Trittleitern ausgleichen, und für alles andere, wofür Männer früher unerlässlich waren, gibt es heute Batterien. Nur eben in Chören nicht - man kann keine vierstimmigen Motetten oder Choräle singen, wenn nicht wenigstens ein paar Tenöre oder Bässe vorhanden sind. Und deswegen stellt sich für viele Chöre, die mit Frauen zwar mehr als ausreichend bestückt sind, sofort die Existenzfrage, wenn ein Tenor oder Baß das Handtuch wirft.
In Schulchören ist das ja noch einfach. Entweder keilt der Musiklehrer die Jungs mit der Aussicht auf eine Aufwertung der Note im Fach Musik. Oder die Jungs kommen von selber, angelockt von der Möglichkeit, die kleine Blonde oder Brünette mit der glockenhellen Sopranstimme wenigstens aus der Ferne anschmachten zu können. Dann aber kommt unweigerlich der Moment, in dem die allermeisten Jungs realisieren, dass sie bei der kleinen Blonden oder Brünetten nie werden landen können, egal, wie sehr sie sich ins Zeug legen - gesanglich oder anderweitig. Und dann ist es um die Motivation meist geschehen. Und wenn diese Jungs mal erwachsen geworden sind, finden sie nie mehr den Weg zurück in einen Chor, denn die dort vorhandenen Frauen haben oftmals einen leicht verwelkten Zug an sich. Ich habe außerdem noch nie von Männern gehört, die in einen Chor gegangen sind, um Frauen anzubaggern, denn bei den anspruchsvollen (ich meine natürlich Chören) muss man erst mal vorsingen, bevor man mitmachen darf. Und außerdem sitzt man während der Chorproben ohnehin nach Stimmen getrennt und kann keine Konversation betreiben. Die sogenannte Nach-Singstunde mit viel Bier, die früher bei Männergesangvereinen der eigentliche Grund für die Teilnahme war, gibt es zudem in gemischten Chören in aller Regel nicht.
Wenn man Onkelchen wirklich halten wollte, dann müsste man mit ihm über ein etwas anderes Repertoire reden, und zwar Sachen, die er im Schlaf kann. Fußball-Songs zum Beispiel: "You'll never walk alone" wäre da ein guter Titel. Oder "Three Lions" (natürlich nur die beiden guten Versionen von '96 und '98). "Ferry 'cross the Mersey" - ebenfalls jederzeit. Da käme schon was Anständiges zusammen. Dann würde auch das Publikum wieder kommen. Und auch ein paar Männer. Wetten?

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