Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Mittwoch, 19. September 2012

Going to Taipei

Das Herz von Taipei schlägt an der Zhongxiao-Fuxing-Kreuzung. Hier treffen sich die Durchgangsstraßen Zhongxiao Road und Fuxing Road, darüber hinaus befindet sich hier eine der meistfrequentierten U-Bahnstationen der taiwanischen Hauptstadt, und nicht zuletzt steht hier das gigantische Kaufhaus SOGO - ein Einkaufs-Koloß, der in zwei Gebäuden untergebracht ist, die einander schräg gegenüberstehen und durch die Untergrundstation miteinander verbunden sind. Zhongxiao-Fuxing markiert damit das Zentrum des Einkaufsviertels von Taipei, das von unzähligen überdimensionalen Werbeplakaten und Leuchtreklamen überquillt, die hauptsächlich westliche Luxusprodukte anpreisen.


Das Kaufhaus SOGO ist denn auch weniger ein Warenhaus alter Prägung, sondern vielmehr ein Konglomerat verschiedenster Marken-Outlets, die jeweils alle über eigenes Personal verfügen. Im Erdgeschoss kann man zum Beispiel am Cartier-Shop vorbei flanieren, der mit seiner schwarzglänzenden Marmorverkleidung stark an das Pharaonengrab am Ende des Cleopatra-Filmklassikers erinnert, in dem Liz Taylor und Dick Burton ihr Leben aushauchen. Gegenüber findet man Chanel, allerdings nicht, wie man vielleicht vermuten könnte, die Parfum-Kollektion, sondern das Modelabel, in dem ja bekanntlich Karl Lagerfeld das Regiment führt. Die Parfümabteilung befindet sich entgegen mitteleuropäischen Gepflogenheiten ein paar Stockwerke weiter oben, und dort glotzen Natalie Portman für Dior und ihre zeitweilige Amidala-Vertretung Keira Knightley für Chanel um die Wette.
Die beiden MAWs (ein britischer Ausdruck, der etwas resigniert für das Begriffstrio "Model, Actress, Whatsoever" steht) dürfen aber praktisch schon zur Oma-Kategorie der Frauengesichter gezählt werden, die im Schatten des Taipei 101 an die Wände geklatscht werden. Stattdessen grinsen mandeläugige Kindfrauen von den Omnibussen und Plakatwänden, und man fragt sich ernsthaft, ob das Ablichten dieser Mädchen bei uns zuhause nicht unter das Kinderschutzgesetz fallen würde. Auf manche dieser Kindergesichter darf man sogar ungehemmt drauftreten:


Der Druck, der damit für die Mädchen und Frauen in Taipei entsteht,ist enorm. Denn wie man auf den Straßen rund um Zhongxiao-Fuxing sehen kann, geben sich die Frauen und Mädchen der taiwanischen Hauptstadt alle Mühe, diesem Schönheitsideal zu entsprechen. Matronen reiferen Alters flanieren dort in den Abendstunden jedenfalls eher selten. Wohl deshalb reiht sich in diesem Viertel auch Kosmetikboutique an Kosmetikboutique:

Ja, dieses Bild wurde tatsächlich in Taipei aufgenommen, warum fragen Sie?
Normaler ging es dagegen in der Bar zu, in die es Onkelchen und seine beiden taiwanischen Kumpane heute nach getaner Arbeit verschlagen hat. Im "Jollys" gibt es moderne asiatische Küche, die sich bei Onkelchen auch jetzt noch, Stunden danach, bemerkbar macht. Bei jedem Aufstoßen treibt knoblauchgeschwängertes Gas nach oben und verpestet die Luft in dem Hotelzimmer, in dem Onkelchen nun wenigstens auf ein paar Stunden Schlaf hofft. Bemerkenswert am "Jollys" ist, dass der Besitzer in Deutschland das ehrbare Handwerk des Bierbrauens erlernt hat und in seiner Kneipe eine Hausbrauerei eingerichtet hat. Seine Spezialität ist der sogenannte Sixpack, bei dem jeder in winzigen Gläsern insgesamt sechs Biersorten kosten kann (darunter auch Weizen und Pilsner und ein "Special Brew", das verdächtig nach Pampelmuse schmeckt), ohne dass es ihn/sie zu sehr dreht. Schräg gegenüber redete ein Taiwanese, der wie die asiatische Version des derzeitigen bayerischen Finanzministers Markus Söder wirkte, auf eine attraktive Frau ein, die wie die chinesisch-amerikanische Schauspielerin Ming-Na aussah, allerdings jünger und mit Mausezähnchen. Es war offensichtlich, dass Taiwan-Söder mit der seinem bayerischen Pendant innewohnenden Schmierigkeit versuchte, Mausezähnchen-Ming-Na herumzukriegen. Diese lauschte die meiste Zeit gottergeben den mehr oder weniger geistreichen Komplimenten ihres Gesprächspartners, schien sich aber, als Onkelchen seine letzte Garnele aus ihrer Hülle löste, mit ihrem Schicksal abgefunden zu haben und lachte ein paarmal pflichtbewusst. Hin und wieder guckte sie auch zu Onkelchen hinüber. Ob sie dabei wortlos um Hilfe flehte oder Onkelchens Haupthaar bewunderte, wurde nicht ermittelt, denn kurz darauf verließen Onkelchen und seine taiwanischen Kumpels die Bar, und Ming-Na-Mausezähnchen musste selber sehen, wo sie blieb.
Allerdings ist Onkelchen auch in Taipei durchaus beflissen, dem Wissen seiner Mitmenschen beträchtliche Auswölbungen hinzuzufügen. So erklärte er einem jungen Mann namens Allen, der ihm bei seinen Firmenbesuchen begleitete, am folgenden Beispiel das deutsche Wort "Saftladen".

Ob Allen jedoch die im Deutschen nicht immer positiven Konnotationen des Wortes "Saftladen" auch verstanden hat, kann hier leider nicht weiter erörtert werden.

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