Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Mittwoch, 20. Februar 2013

Päpste beim Fachsimpeln



Na Onkelchen, jetzt ist es ja eine Woche her, seitdem Papst Benedikt XVI. seinen Rücktritt angekündigt hat. Wer wird denn sein Nachfolger?

Ich habe keine Ahnung.

Ach komm! Das glaube ich Dir nicht.

Doch! Ich bin wahnsinnig schlecht darin, Ergebnisse von Papstwahlen vorherzusagen. Beim zweiten Konklave 1978, bei dem Karol Wojtyla gewählt wurde, war mein Favorit Kardinal Pappalardo aus Palermo. Er galt damals als Außenseiter, denn die Favoriten waren der liberale Kardinal Benelli aus Florenz und Kardinal Siri aus Genua auf der konservativen Seite. Dass wenige Tage später der Pole Wojtyla gewählt werden würde, konnte sich damals keiner vorstellen, denn zu diesem Zeitpunkt waren seit 455 Jahren nur Italiener auf den Stuhl Petri gewählt worden. Als ich damals mit meiner Mutter über meine Präferenz sprach, meinte sie, Pappalardo sei zu jung – er war damals gerade 60 und so ziemlich der Benjamin unter den italienischen Kardinälen. Konnte ja keiner ahnen, dass mit Wojtyla für Vatikan-Verhältnisse ein Jungspund mit 58 Jahren Papst werden würde! Nein, mit Wojtyla rechnete vor dem Konklave keiner.

Und wie war es 2005?

2005 war mein Favorit der Kardinal Maradiaga aus Tegucigalpa in Honduras. Er war damals auch einer der jüngeren Kardinäle. Auch diesmal ist er wieder dabei und mit 70 Jahren in einem durchaus wählbaren Alter.

Hast du 2005 gar nicht mit Ratzinger gerechnet?

Kardinal Ratzinger war 2005 der eindeutige Favorit. Ich habe damals die Papabili-Listen mehrerer internationaler Medien miteinander verglichen. Er war der einzige, der auf allen Listen stand. Aber zwei Dinge sprachen aus meiner Sicht gegen ihn: Einmal das zu diesem Zeitpunkt schon vorgerückte Alter – er war erst ein paar Tage vor dem Beginn des Konklaves 78 Jahre alt geworden – und das alte Sprichwort, dass wer als Papst ins Konklave hineingeht, als Kardinal wieder herauskommt.

Ist das immer so?

Es kommt darauf an, wie man das Sprichwort versteht. Tatsächlich sind bei den letzten sechs Papstwahlen dreimal die ganz großen Favoriten gekürt worden – 1939 Eugenio Pacelli (Pius XII), 1963 Giovanni Battista Montini (Paul VI) und eben 2005 Joseph Ratzinger. Das würde ja diese alte Regel widerlegen. Aber man kann das Sprichwort eben auf zweierlei Weise interpretieren. Einmal so, dass die Kardinäle, die als Favoriten gelten, eben nicht Papst werden – oder in dem Sinne, dass sich Papabili, die sich schon im Vorfeld wie der kommende Papst gebärden, eben als Kardinäle wieder aus dem Konklave herauskommen.

Gibt es dafür Beispiele?

Ja. David A. Yallop, der in seinem Buch Im Namen Gottes? die Theorie formulierte, der 33-Tage-Papst Johannes Paul I. sei ermordet worden, berichtet von einem Kardinal namens Pignedoli, der sich nach dem Tod von Paul VI. schon wie der kommende Papst aufgespielt haben soll. Es geht auch die Fama, dass ein afrikanischer Kardinal, der 2005 zum erweiterten Favoritenkreis zählte, bereits vorher am Spiegel die Gesten für den Segen Urbi et Orbi auf der Loggia des Petersdoms eingeübt haben soll. So etwas kommt nicht gut an, wenn es ruchbar wird.

Gut. Auf diese Mord-Hypothese würde ich nachher gerne nochmal zu sprechen kommen. Aber gibt es denn irgendwelche Erfahrungswerte, an die man sich halten kann? Was ist denn zum Beispiel mit dem Beginn des Konklaves? Wann soll es denn stattfinden?

Das ist momentan noch eine ganz ungeklärte Frage. Bisher gilt, dass zwischen dem Eintritt der Sedisvakanz und dem Beginn des Konklaves zwischen 15 und 20 Tage liegen müssen. Das ist zum einen der Tatsache geschuldet, dass die Kardinäle aus allen Teilen der Welt nach Rom anreisen müssen. Aber es hat auch damit zu tun, dass bisher die Sedisvakanz nur durch den Tod des alten Papstes eintrat. Deswegen wollte man natürlich eine angemessene Trauerzeit einhalten, bis man zur Wahl eines Nachfolgers schritt. Das ist ja diesmal gar nicht der Fall. Eine Trauerzeit ist gar nicht nötig, zudem vergehen zwischen der Ankündigung des Rücktritts von Benedikt XVI. und dem tatsächlichen Ende seiner Amtszeit auch noch einmal gute zwei Wochen. Das heißt, die Kirche befindet sich gewissermaßen über fünf Wochen in einem Schwebezustand, was natürlich nicht gut ist. Deswegen gibt es ja Bestrebungen, das Konklave nicht erst am 15. März, sondern schon vorher zu eröffnen, Dazu müsste Benedikt als noch amtierender Papst jedoch durch ein Dekret den Weg freimachen und die Kardinäle müssten sich dann darauf verständigen, dass sie auch zu einem vorgezogenen Termin mit dem Konklave beginnen. Das ist also nicht ganz einfach. Das Kirchenrecht gibt zwar die allgemeinen Regeln vor, der Papst kann jedoch – es gibt hierfür in der Kirchenjuristerei einen schönen Ausdruck, nämlich pro hac vice, zu Deutsch: für dieses eine Mal, für diesen speziellen Fall – eine Ausnahmeregelung festlegen. Aber das wird sich in den nächsten Tagen zeigen.

Wo verlaufen denn im Kardinalskollegium die Bruchlinien?

Ich denke, da gibt es mehrere Fronten. Zum einen haben wir natürlich den geographischen Aspekt - die europäischen Kardinäle versus die Kirchenvertreter aus der Dritten Welt. Da gibt es natürlich noch einige Varianten, denn die italienischen Kardinäle würden es sehr gerne sehen, dass nach einem Polen und einem Deutschen wieder ein Italiener auf dem Stuhl Petri Platz nimmt. Dann weiß man auch nicht, ob die Kardinäle aus der Dritten Welt so etwas wie eine Allianz mit dem Ziel bilden können, einen der Ihren zu wählen. Es ist ja durchaus denkbar, dass die Kardinäle aus Lateinamerika und aus Afrika unterschiedliche Ansichten und Prioritäten haben. Dann ist natürlich offen, welche Rolle die Vertreter aus Nordamerika spielen werden – halten sie eher zu den Europäern oder würden sie einen Kandidaten der Dritten Welt unterstützen? Und auch bei den Europäern ist nicht gesagt, dass sie eine einheitliche Agenda haben. Ich kann es mir durchaus vorstellen, dass ein Afrikaner oder Lateinamerikaner auch für den einen oder anderen Europäer wählbar wäre. Eine ganz wichtige Bruchlinie verläuft außerdem zwischen den Vatikan-Insidern, also den Kurienkardinälen, und den Erzbischöfen, die tatsächlich einer Diözese vorstehen und als Seelsorger tätig sind. Ich würde mir auf jeden Fall einen Papst wünschen, der tatsächlich ein gerüttelt Maß an pastoraler Erfahrung hat und nicht nur die vatikanischen Korridore kennt. Ich hab‘ mal gesagt: Ich wünsche mir einen Papst wie Don Camillo – also einen, der eine klare Linie vertritt, dabei aber Mensch bleibt und für den die Nächstenliebe vor dem Dogma kommt.

Soll er auch zuhauen können wie Don Camillo?

Ich denke, er sollte eine gewisse Robustheit an den Tag legen. Und er sollte nicht zu alt sein. In der Vergangenheit galt ja eine Spanne von 65 bis 70 Jahren als das ideale Alter für einen Papst. Wojtyla und Ratzinger waren hier Ausnahmen – Pius XII, Paul VI und Johannes Paul I waren um die 65 Jahre alt, als sie jeweils zum Papst gewählt wurden.

Womit wir wieder bei der Mordtheorie wären, die den überraschenden Tod von Johannes Paul I. im Jahr 1978 nach wie vor umgibt. Deine Meinung?

In meiner Jugendzeit war ich davon überzeugt, dass Albino Luciani alias Johannes Paul I. ermordet wurde. Heute denke ich nicht mehr so.

Und warum?

Luciani war zwar erst 65 Jahre alt, als er zum Papst gewählt wurde – man könnte also sagen, im besten Alter – aber er war nicht gesund. Wenn man das Buch von David A. Yallop, der die Mordhypothese formuliert hat, aufmerksam liest, dann merkt man, dass er mit allen Mitteln herunterzuspielen versucht, dass Albino Luciani eine sehr komplexe Krankengeschichte hatte. Er war möglicherweise nicht lebensbedrohlich krank, als er ins Konklave ging, aber er strotzte in keinster Weise so vor Gesundheit wie der polnische Naturbursche, der nach ihm kam. Yallop versucht das ziemlich herunterzuspielen, aber es gelingt ihm nicht. Zudem hat ihm ein anderer Journalistenkollege namens John Cornwell später doch auch einige gravierende Recherchefehler und Ungenauigkeiten nachgewiesen. Ich würde mal sagen: Luciani hätte zum Zeitpunkt seiner Wahl viel besser daran getan, in eine Kur zu gehen, als Papst zu werden. Dazu kommt, dass er sehr einsam war. Papst zu sein, ist ein sehr einsamer Job. Und sein Vorgänger Paul VI. war gegen Ende seiner Amtszeit schon längere Zeit krank gewesen, es hatten sich also viele unerledigte Dinge angehäuft. Und nun sollte Johannes Paul I. plötzlich Dinge entscheiden, von denen er die Sachverhalte gar nicht kennen konnte. Der Vatikan scheint auch damals kein Biotop gewesen zu sein, in dem Vertrauen gedieh. Albino Luciani wird deshalb der Satz zugeschrieben: „Zwei Dinge sind im Vatikan nur schwer zu bekommen: Ehrlichkeit und eine gute Tasse Kaffee.“  Ich denke, der Job als Papst hat Luciani umgebracht. Er war gesundheitlich angeschlagen und kam dann in diesen Job und in dieses Umfeld hinein. Und das hat ihn fertiggemacht.      

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