Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Sonntag, 24. Februar 2013

Pfarrerin Florentine und die Sedisvakantisten (oder sind es Sedisprivationisten?)

Onkelchen bezeichnet sich manchmal als Sedisvakantist. Das ist ein sehr kompliziertes Wort, das damit zu tun hat, dass ein Stuhl leer oder verwaist ist. Sedisvakantisten glauben also, dass ein bestimmter Stuhl leer ist. Das wäre an sich noch nicht schlimm, allerdings handelt es sich bei diesem leeren Stuhl um den Heiligen Stuhl, also den Papstthron in Rom. Und hier wird's leider Gottes kompliziert.

Sedisvakantismus ist eine für Außenstehende abstruse Glaubenseinstellung katholischer Ultras. Sie besagt (in Kurzfassung), dass Pius XII. der letzte legitim gewählte Papst gewesen sei. Johannes XXIII., der 1958 auf ihn folgte, sei dagegen ein unberechtigter Usurpator und von vornherein nicht wählbar gewesen, weil Johannes XXIII. heimlich Freimaurer gewesen sei. Da Freimaurer nach katholischer Lehre zu exkommunizieren sind, kann ein Freimaurer logischerweise kein Papst werden. Und weil ein Freimaurer kein Papst sein kann, ist alles, was dieser Papst beschließt, null und nichtig: Das Zweite Vatikanische Konzil: Gildet nicht, Annäherung der katholischen Kirche zu den Protestanten: Hat es nie gegeben. Bischofs- und Kardinalsernennungen, die dieser Papst vornimmt: Sämtlich ungültig. Liturgiereform: Pffft.

Das Blöde ist halt leider, dass Paul VI. von Johannes XXIII. zum Kardinal erhoben wurde (Ungültig!) und deswegen seinerseits ungültig gewählt wurde und Johannes Paul I., Johannes Paul II. und Benedikt XVI. allesamt ungültig gewählt wurden, weil sie ihrerseits von dem ungültig gewählten Paul VI. zu Kardinälen erhoben wurden. Und wahrscheinlich gildet die Wahl des nächsten Papstes dann auch nicht.

Eine noch abstrusere Spielart des Sedisvakantismus ist der Sedisprivationismus. Der geht davon aus, dass beim Konklave von 1958 der ultrakonservative Kardinal Giuseppe Siri aus Genua gültig zum Papst gewählt wurde, allerdings auf Druck der liberalen Kardinäle, die damit drohten, eine eigene Kirche aufzumachen, auf den Thron verzichtete. Leider war aber (angeblich!) schon der weiße Rauch aufgestiegen, und die Gläubigen hatten auf dem Petersplatz auf das erlösende "Habemus Papam" gewartet, das an diesem Tage aber doch nicht kam.

Erst nach diesem Zwischenfall sei Johannes XXIII. gewählt worden. Da aber ein Amtsverzicht eines Papstes laut Kirchenrecht ungültig ist, wenn er auf Druck und unter Erpressung erfolgt, soll Kardinal Siri bis zu seinem Tode 1989 der gültige Papst Gregor XVII. gewesen sein. Sedisprivationismus bedeutet daher, dass jemand an der Inbesitznahme des Heiligen Stuhles gehindert wird, was im Falle Siris ja der Fall gewesen sein soll.

Tante Dilein ist nun aber Protestantin der lutheranischen Obödienz, und Onkelchen wird deshalb als vorgeblicher Sedisvakantist (oder doch eher Sedisprivationist?) nicht müde, ihr vorzuhalten, dass es außerhalb der katholischen Kirche (und zwar der wahren, also nicht der Post-Vaticanum-II-Sekte) kein Seelenheil und keine Rettung gibt, denn die Annäherung nach dem II. Vatikanischen Konzil an die Protestanten war ja, wie gesagt, nicht gültig. Nur manchmal trottet er hinter Dilein her, wenn sie im evangelischen Gottesdienst mal was vorlesen oder Kirchenkaffee kochen muss.

So auch heute. Doch dann gingen Onkelchen die Augen auf, denn heute hielt eine sehr hübsche Pfarrerin mit dem noch hübscheren Namen Florentine den Gottesdienst, in dem Tante Dilein eine kurze Schnurre aus dem Johannesevangelium vorzulesen hatte (gilt das denn überhaupt aus Sicht der Sedisprivationisten?). Deshalb saß Onkelchen heute in der zweiten Reihe, direkt hinter der Pfarrerin, die einen wunderbaren Wohlgeruch verströmte. Und sie sprach auch nicht über Schuhe, sondern hielt eine ernste Predigt über die schleichende Erosion der Mittelschicht und die wachsende Ungerechtigkeit und die bösen Erzkapitalisten.

"Er hoffte auf Rechtsspruch - und erntete Rechtsbruch, statt Liebe und Treue nur Hilfeschreie!" zitierte Pfarrerin Florentine in ihrer Predigt das Weinberglied des Propheten Jesaja. Das gefiel Onkelchen so gut, dass er meinte: Na ja, ganz so verdammt können die Evangelischen wohl doch nicht sein - ganz egal, wer letztlich auf dem Thron in Rom hockt!

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