Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Montag, 11. März 2013

Konklave-Blog Tag 0: Extra omnes!



Hallo Onkelchen. Morgen geht es also los mit dem Konklave. Bist du schon sehr gespannt?

Wie ein Flitzbogen. Es geht jedesmal eine unglaubliche Spannung von diesem ernsten und erhabenen Ritual aus, in dem der Oberhirte der katholischen Kirche bestimmt wird. Es ist ein wohltuender Anachronismus, dass die wahlberechtigten Kardinäle sich für ein paar Tage in vollständige Isolation zurückziehen, um in Kontemplation den nächsten Papst zu wählen.

Wer wird es denn nun?

Das kann niemand sagen. Es gibt zwar Namen, die immer wieder gehandelt werden – Erzbischof Angelo Scola aus Mailand, der brasilianische Kardinal Odilo Scherer, der kanadische Kurienkardinal Marc Ouellet, daneben auch Peter Turkson aus Ghana, dessen Aktien aber in den letzten Tagen laut Presse wieder etwas nachgelassen haben sollen. Aber es ist nicht gesagt, dass es einer von diesen vieren werden wird. Es kann auch ein Kardinal zum Papst gewählt werden, an den jetzt noch keiner denkt.

Wie lange wird das Konklave denn dauern?

Ich lehne mich mal ganz frech aus dem Fenster und sage: Bis spätestens Freitag ist die Sache entschieden.

Ehrlich? Es ist doch immer wieder davon die Rede, dass es ein ganz besonders schwieriges Konklave sein wird, weil die Kirche doch vor so vielen Problemen steht.

Das bestreite ich auch gar nicht. Aber es hat auf der anderen Seite nie ein Konklave gegeben, das wirklich einfach gewesen wäre. Nehmen wir das zweite Konklave von 1978: Zwei etwa gleich starke Lager, auf der einen Seite die eher reformorientierten, die Kardinal Benelli unterstützten, auf der anderen die Traditionalisten, die Kardinal Siri aus Genua favorisieren. Nach dem ersten Tag stellt sich heraus, dass keiner der beiden aus dem jeweils anderen Lager genug Stimmen ernten kann, damit es für die nötige Zweidrittelmehrheit reicht. Ein langes Konklave droht. Dann beginnt eine Gruppe von Kardinälen unter Führung des Wiener Erzbischofs Franz König am Abend damit, sich für einen Kompromisskandidaten stark zu machen. Die Gruppe um König nimmt Kontakt zu dem Warschauer Erzbischof Wyszynski auf. Der lehnt ab, aber die Gruppe um König hat einen anderen Kandidaten im Visier, einen für vatikanische Verhältnisse jungen Kardinal namens Karol Wojtyla. Beim nächsten Wahlgang zeigt sich, dass es König gelungen ist, eine ansehnliche Anzahl von Stimmen für Wojtyla zu sammeln. Noch reicht es zwar nicht, aber von diesem Augenblick an gewinnt das Konklave eine Eigendynamik, die dazu führt, dass die zuvor festgefahrenen Fronten bröckeln und immer mehr Kardinäle für Wojtyla stimmen. Der Rest ist Geschichte.

So könnte es zumindest gewesen sein…

Ja, genau. Genaues weiß man natürlich nicht, da die Kardinäle bei Strafe der Exkommunikation zu absolutem Stillschweigen vergattert sind. Aber es gibt viele Quellen, die dafür sprechen, dass sich die Ereignisse, die zu Wojtylas Wahl führten, sich so oder ähnlich zugetragen hatten.

Als könnte man sagen: Je länger das Konklave dauert, desto besser sind die Chancen für einen Außenseiterkandidaten?

Jein. Albino Luciani wurde im ersten Konklave 1978 im vierten Wahlgang, also noch am ersten Tag, gewählt, obwohl ihn kaum einer der sogenannten Vatikan-Experten auf der Rechnung hatte.

Wie war das möglich?

Im ersten Konklave 1978 ging man ja noch wie selbstverständlich davon aus, dass auf jeden Fall ein Italiener Papst werden würde. Luciani war derjenige, der am wenigsten Ballast mitbrachte, der keinem der beiden Lager eindeutig zuzurechnen war und deshalb auch für die meisten Nicht-Italiener tragbar war. Die wollten in der Mehrheit keinen ausgewiesenen Traditionalisten wie Siri, gleichzeitig war Luciani aber auch für einige der konservativen Kardinäle akzeptabel.

Wie läuft denn ein Konklave ab?

Nun ja, zunächst einmal hinter verschlossenen Türen, deshalb heißt es auch Konklave, zu Deutsch: Mit den Schlüsseln. Denn die Kardinäle werden quasi eingeschlossen und dürfen ihr Exil erst verlassen, wenn der neue Papst bestimmt ist. Wenn wir beide vor Ort wären, würden wir bald vor Langeweile gähnen. Denn jeder der bis zu vier Wahlgänge, die an einem Tag stattfinden, folgt demselben Schema: Die Kardinäle schreiben mit verstellter Handschrift den Namen des von ihnen bevorzugten Kandidaten auf einen Wahlzettel, auf dem  vorgedruckt steht: ELIGO in SUMMUM PONTIFICEM (ich wähle zum höchsten Brückenbauer). Dann wird einer nach dem anderen aufgerufen, jeder schwört, wenn er vortritt, dass er denjenigen gewählt hat, der nach seiner Meinung am besten geeignet ist, der neue Papst zu werden. Das ist eine langwierige Prozedur, und viele Kardinäle, die ihre Stimme bereits abgegeben haben oder noch darauf Warten, verbringen diese Übergangszeit im Gebet. Wenn alle ihre Stimmzettel abgegeben haben, wird gezählt, und zwar so, dass drei anwesende Kardinäle bei der Zählung zum selben Ergebnis kommen müssen. Bei der Auszählung wird der Name jedes Kandidaten, der auf den Wahlzetteln steht, laut ausgerufen. Die Kardinäle können somit, wenn sie mögen, Strichlisten führen, um den Gang der Abstimmung zu verfolgen, müssen aber diese Unterlagen nach der Wahl vernichten. Steht eine Zweidrittelmehrheit fest, dann wird der siegreiche Kandidat gefragt, ob er die Wahl annimmt. Ist dem so, dann werden die Wahlzettel in einem Ofen verbrannt, und den Wahlzetteln wird eine Chemikalie beigefügt, die den Rauch weiß werden lässt. Wurde keine Mehrheit erzielt, dann werden die Wahlzettel entweder einfach so verbrannt oder es wird noch etwas Ruß beigemischt, damit der Rauch auch schwarz erscheint. Und wenn der weiße Rauch aufsteigt, ertönen auch die Glocken des Petersdomes.

Wow.

Oft ist es so, dass das Konklave nach den ersten Wahlgängen so etwas wie eine Eigendynamik entwickelt. Dann kann es passieren, dass ein Kardinal, der zunächst nur bei etwa zwanzig Stimmen lag, dann plötzlich 45 oder 50 bekommt und im darauffolgenden Wahlgang dann die Entscheidung fällt. Der entsprechende Kandidat hat dann allerding sehr oft nur sehr wenig Zeit, sich auf diese Situation einzustellen. Da kann es sein, dass man am frühen Morgen noch ganz gelöst ind Konklave geht und am Nachmittag ist man schließlich Papst!

Ich denke, du wolltest sicher noch etwas sagen…

Jawohl: Extra omnes! Mit diesen Worten werden die Türen hinter den Kardinälen geschlossen, und damit ist das Konklave dann eröffnet.        

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