Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Sonntag, 22. September 2013

Schafft die Zweitstimme ab!

Gerade eben sind Onkelchen und Tante Dilein vom Gang ins Wahllokal zurückgekehrt. Onkelchen war etwas enttäuscht, dass es dort nix zu essen und auch nichts zu trinken gab - das Wort "Lokal" impliziert ja nun mal, dass man dort nicht einfach nur einen Zettel zum Ankreuzen in die Hand gedrückt bekommt. Außerdem hatte die Bild-Zeitung tags zuvor in ihrer kostenlos an alle Haushalte verteilten Wahl-Sonderausgabe noch getitelt: Prost Wahlzeit - Ab ins (Wahl)Lokal! Da kann man ja schon auf den Gedanken kommen, dass es möglicherweise nicht nur einen trockenen Wahlschein, sondern auch noch etwas Flüssiges geben könnte. Als Onkelchen 1987 mit seiner Abiturklasse nach Rom fuhr, wurde in Italien ebenfalls gewählt. Und als der Zug mit Onkelchen und seinen Kameraden in Rom auf einem Vorstadtbahnhof ankam, wurden sie dort von einer Abordnung der Kommunistischen Partei Italiens begrüßt und - noch wichtiger - mit Freigetränken versorgt.

Onkelchen hatte heute richtigen Durst - schließlich hatte er heute im Kirchenchor beim abschließenden "Großer Gott, wir loben dich" mit der Orgel um die Wette gesungen, sich nur ganz knapp geschlagen gegeben und einen entsprechenden Brand mitgebracht. Zudem war heute sogenanntes Patrozinium - das heißt, es war das Fest des Heiligen Mauritius, dem die Kirche geweiht ist. Und da ist es der Brauch, dass der Kirchenchor nach Abschluss des Gottesdienstes noch ein paar freundliche Weisen auf dem Kirchplatz singt. Das Wetter war wunderbar, sonnig, aber nicht zu heiß, doch je mehr man singt, desto trockener wird die Kehle.

Und so wackelten Onkelchen und Tante Dilein gemeinsam ins Wahllokal. In dem kleinen schwäbischen Dörflein, in dem Onkelchen registriert ist, ist es üblich, zur Wahl im besten Sonntagsstaat zu erscheinen. Tante Dilein hatte sich einen schicken schwarz-grünen Hosenanzug übergeworfen, über den Onkelchen lästerte, Tante Dilein habe sich schon mal vorsorglich als schwarzgrüne Koalition verkleidet. Onkelchen selbst ging als blaue Partei.



Blau, das heißt blau gedruckt, ist ja auch die sogenannte Zweitstimme auf dem Wahlzettel. Diese Zweitstimme bei der Bundestagswahl bringt Onkelchen regelmäßig in Rage. Die Zweitstimme ist nämlich ein Etikettenschwindel erster Güte. Obwohl sie "Zweitstimme" heißt - aber das braucht man dem politisch gebildeten Publikum ja kaum zu sagen - ist es das eigentlich entscheidende Votum. Von dieser Zweitstimme hängt nämlich die Sitzverteilung der Parteien im Bundestag ab.

Deswegen kommt es ja auch immer zu solchen Zweitstimmenkampagnen, für die ja gerade die FDP immer berühmt und berüchtigt ist. Mit dem Unterton "naja, gib uns doch wenigstens deine Zweitstimme, du hast ja eh eine über" wird regelmäßig um dieses eigentlich maßgebliche Votum gebettelt. Und schwupps, landen die Liberalen wieder im Parlament. Ob es heute auch klappt, werden wir sehen.

Diesem Etikettenschwindel würde Onkelchen gerne ein Ende machen. Er wünscht sich ein simples Mehrheitswahlrecht, bei dem einfach der jeweilige Wahlkreiskandidat mit den meisten Stimmen gewählt ist. Auf diese Weise könnte man das Parlament auch elegant halbieren. Und da die kleinen Parteien da eh unter den Tisch fallen, braucht man auch keine wochenlangen Verhandlungen über Koalitionen zu führen.

Natürlich gibt es immer wieder Leute, die dann sagen, dadurch würde der Wählerwille doch sehr verzerrt. Mag sein, aber das ist beim augenblicklichen Wahlrecht mit seiner Fünfprozentklausel ja leider auch der Fall. Es kann heuer durchaus passieren, dass gleich drei Parteien knapp unter fünf Prozent bleiben und damit dann nicht in den Bundestag kommen. Dann würden knappe fünfzehn Prozent der Wählerstimmen bei der Sitzverteilung im Bundestag auch nicht berücksichtigt, Onkelchens favorisiertes System sorgt da wenigstens für klare Verhältnisse.

Samstag, 21. September 2013

Warum Onkelchen "BüSo" wählt (genau weiß ich's aber nicht)

Wahltage sollten eigentlich Feiertage sein. Sagt Onkelchen. Gut, bei uns legt man ja Wahlen in der Regel auf einen Sonntag, also muss man zumindest - anders als in Großbritannien oder den USA - nicht extra freinehmen, wenn man von seinem demokratischen Recht Gebrauch machen will. Aber er meint, dass Demokratie und freie und gleiche Wahlen so hohe Güter und Errungenschaften sind, dass man das schon mal mit einer Parade vor dem Brandenburger Tor feiern könnte. "Ich will Fahnen sehn!" meinte ja auch seinerzeit Harald Schmidt, als das Kanzleramt eingeweiht wurde. Und Onkelchen hätte das bestimmt auch unterschrieben.

Nein, Wahltage sind zu Recht Feiertage. Es sind die Tage, an denen der eigentliche Souverän der Bundesrepublik, also das Volk, sozusagen über seine Repräsentanten zu Gericht sitzt. Dürfen sie weitermachen wie bisher? Oder ist eine Korrektur angebracht? Darum geht es auch bei der morgigen Bundestagswahl. Das ist etwas Erhebendes, und genauso sollte es auch begangen werden, meint Onkelchen.

Nun hört man aber auch immer wieder diejenigen, die jammern: "Ach, die da oben machen eh, was sie wollen." Oder: "Wenn Wahlen wirklich was ändern würden, dann würde man sie verbieten." Natürlich sind auch Onkelchen solche Gefühle nicht fremd. Aber bis jetzt hat er sich immer aufgerafft und ist wählen gegangen. Manchmal, das gibt er selber zu, hat er auch schräge Sachen gewählt. Aber die Tatsache, dass er wählen kann und dabei noch zwischen mehreren Parteien die Wahl hat (worin ja der eigentliche Charakter einer Wahl besteht), das hat er immer als Privileg empfunden.

Allerdings - und Onkelchen wird nie müde, das zu betonen - haben Wahlen auch ein dreckiges kleines Geheimnis. Wahlen sind immer ein Deal zwischen dem Wähler und dem Kandidaten. Es ist so etwas wie ein impliziter Vertrag. Der Kandidat möchte in ein öffentliches Amt gewählt werden und sagt quasi: "Wenn du mich wählst, dann tu ich was für dich". Und der Wähler sagt: "Hör zu, ich wähle dich, aber dann musst du auch was für mich tun."Und wenn der Kandidat, so er einmal gewählt wurde,  seinen Teil des Deals nicht einhält, dann wählt man ihn einfach nicht mehr. So einfach ist das.

Es war schon im alten Rom nicht anders. Ein ehrgeiziger Jungpolitiker, der sich zu Höherem berufen fühlte, musste zwar nicht wie heute Klinken putzen (wir warten schon, ob nicht die nette SPD-Kandidatin bei uns hereinschneit), aber er musste seine Klienten vor Gericht vertreten, ihnen Geld leihen, bei Geschäften beratend zur Seite stehen und so weiter. Und er musste die potenziellen Wähler mit Namen ansprechen können. Reiche Patrizier hatten dafür sogar eigens abgestellte Sklaven, sogenannte nomenclatores, die ihnen die Namen ihrer Klienten einflüsterten.  Das waren lebende Datenbanken, die nicht nur die Namen der Einwohner in einem bestimmten Stadtviertel kannten, sondern auch ihre Lebensumstände - wer mit wem, warum und unter welchen Begleitumständen.

Und solchermaßen konnte der Politiker dann ganz handfest die Interessen seiner Klientel vertreten. Tat er es nicht, probierte man halt einen anderen Kandidaten aus. Angeblich soll Julius Caesar, der zu Beginn seiner politischen Karriere stets hochverschuldet und klamm war, auf einen solchen nomenclator verzichtet haben, da solche Sklaven horrend teuer waren. Er besaß dagegen ein glänzendes Gedächtnis, mit dem er seine Klienten und Bittsteller beeindruckte. Nicht zuletzt deshalb ist Caesar, obwohl er aus einer hochadeligen (wenn auch verarmten) Familie stammte, gerade beim römischen Volk so beliebt geworden (und wegen der aufwendigen Gladiatorenspiele, die er veranstaltete, was ihn fast in den finanziellen Ruin  trieb).

Wahltage sind demzufolge eine wunderbare Gelegenheit, um klarzumachen: Der Staat, das sind wir. Und ihr in Berlin seid unsere Vertreter. Macht was draus!

Tja, und was will Onkelchen denn wählen? Mir hat er es bis zuletzt nicht gesagt. Tendenziell war er ja eigentlich immer dem linken Lager zuzuordnen. Unter anderem war er in den neunziger Jahren Mitbegründer der Juso-Hochschulgruppe an der einzigen katholischen Universität Deutschlands.  Den Jusos wurde er allerdings später untreu, weil er seine Mitgenossen des Revisionismus und des Abweichlertums bezichtigte. Eine künstleröse Genossin wollte beispielsweise eine Initiative zur Rettung der historischen Innenstadt von Halberstadt starten. Was für ein profanes Ansinnen! Onkelchen ging es dagegen immer ums große Ganze: Er wollte nichts Geringeres, als die damals (1990!) etwas aus der Mode geratene Lehre von Karl Marx zu modernisieren. Deshalb bastelte er an einem bahnbrechenden ideologischen Theoriegebäude, das Marx und den damals unter Linken unglaublich populären Politologen Johan Galtung unter einen Hut bringen sollte. Das Ziel wäre der ÖOGS (Ökologisch orientierte Global-Sozialismus nach Marx und Galtung) gewesen. Diesen ideologisch-politischen Geniestreich vermochten die Juso-Genossen leider nie angemessen zu würdigen. Außerdem rauchten sie für Onkelchens Geschmack zu viel.

Daran kann man sehen: Onkelchen hat ein Herz für schräge Politikansätze. Deshalb kann ich mir vorstellen, dass er diesmal der "Bürgerrechtsbewegung Solidarität" (BüSo) seine Stimme gibt. Die BüSo nimmt immerhin für sich in Anspruch, die große Finanzkrise schon seit etwa 2001 vorausgesehen zu haben. Schneidet die BüSo also deshalb so miserabel bei Wahlen ab, weil sie einfach ihrer Zeit voraus ist? Heute zeichnet sie sich beispielsweise dadurch aus, dass sie die These von der Klimaerwärmung ablehnt und neue Kernkraftwerke fordert. So ganz unplausibel ist das nicht, denn auch der Physiknobelpreisträger Robert Laughlin (USA) äußert in seinem Buch Der Letzte macht das Licht aus sinngemäß die Meinung, dass die Kernenergie spätestens dann ein Comeback erleben wird, wenn sich all die erneuerbaren Energieformen als zu unzuverlässig und zu teuer erwiesen haben werden.

Heute wäre Onkelchen übrigens bei der von ihm seinerzeit mitbegründeten Juso-Hochschulgruppe gar nicht mehr willkommen - denn bei manchen Veranstaltungen der GenossInnen heißt es ganz eindeutig: Männer müssen draußen bleiben. Hier der Beweis:


Das machte Onkelchen tatsächlich ein bisschen traurig. Denn als damals die Juso-Hochschulgruppe gebildet wurde, wollte man wirklich ein Forum für alle bieten. So schrieb man's damals auch in den Zeitungsartikel, mit dem seinerzeit die Gründung der  Hochschulgruppe angezeigt wurde. Und heute wird man als Mann ausgesperrt, wenn ein Diskussionsabend über Sexismus angesetzt wird. Das, findet Onkelchen, ist irgendwie auch eine Form von Sexismus.

Sonntag, 1. September 2013

Nur noch eineinhalb Stunden bis zum Kanzlerduell!

Ach so, vor lauter Irland haben wir ganz vergessen, dass wir bald Bundestagswahl haben. In weniger als zwei Stunden werden sich die Kanzlerin und ihr wichtigster Herausforderer (wie hieß der nochmal?) im TV gegenüber stehen und sich den Fragen von Stefan Raab und noch drein weiteren Fernsehpersönlichkeiten stellen. Onkelchen und Tante Dilein werden einer alten Familientradition folgend die Diskussion nicht verfolgen, sondern eine DVD einlegen (dem Vernehmen nach könnte "Jagd auf Roter Oktober" ein ganz heißer Kandidat für die Kanzlerduell-Vermeidungs-DVD sein).

Kritisiert wird ja das Dahindümpeln dies Wahlkampfes. Is' ja nix los, klagen die Journalisten. Alles soo langweilig! Ja meine Güte! Wollen die Szenen wie im Parlament von Taiwan sehen?



Angemerkt wird auch, dass die Wahlkampf-Slogans der Parteien heuer so beliebig sind. Das zumindest ist wahr. Die  CDU setzt auf "Gemeinsam erfolgreich" und bedient sich dabei beim Würzburger Vogel-Verlag, der sich schon seit einiger Zeit das Motto "Miteinander erfolgreich" auf die Fahnen geschrieben hat. Die SPD hofft auf den Wahlspruch "Das Wir entscheidet", was sehr nach dem Slogan "Das Wir gewinnt" der Aktion Mensch klingt.

Zumindest im Hinblick auf die CDU kann man Abhilfe schaffen und bei der Zeitschrift "Titanic"  Slogans für CDU-Wahlplakate generieren. Onkelchen hat das gemacht und dabei ist folgendes Plakat herausgekommen. Irgendwie erinnert mich der Slogan aber an irgendwas, ich weiß bloß nicht an was...

Bilder aus Nordirland

Als Onkelchen und Tante Dilein in Irland unterwegs waren, besuchten sie auch Nordirland, also gerade die Region, in der sich die Katholiken und Protestanten lange Jahre heftig bekriegten - so stand das zumindest immer in den Zeitungen zu lesen oder wurde das dem Fernsehzuschauer während der Nachrichten aufs Abendbrot geschmiert. Wie Reiseleiter Kurt D. allerdings in wohltuender Klarheit darlegte, hat der Nordirlandkonflikt zunächst einmal gar nichts mit den verschiedenen Konfessionen zu tun (jawoll, liebe Journalisten und Pressetanten!). Man ist ja nicht mehr im Mittelalter.

Der Konflikt in Nordirland bricht nämlich dann immer auf, wenn die Arbeitslosigkeit in der Region überhand nimmt und die Menschen Zuflucht zu scheinbar einfachen ideologischen Lösungen suchen. So ist es zum Beispiel kein Zufall, dass die sogenannten Troubles in den siebziger und achtziger Jahren in Belfast auf einen traurigen Höhepunkt zusteuerten, justament als die Großwerft Harland & Wolff (die seinerzeit auch die Titanic erbaut hatte) als größter Arbeitgeber der Region in die Krise geriet und viele Arbeiter entlassen musste. Die Leute hatten mit einem Mal wenig Geld, aber viel Zeit, redeten sich in den Pubs die Köpfe heiß, und dazu kam noch britisches Militär, das in der Region die Ordnung aufrecht erhalten sollte und dabei jämmerlich versagte. So kam es 1972 in Londonderry (die republikanischen Iren sagen Derry) zum sogenannten Blutsonntag, bei dem britische Soldaten wahllos auf Demonstranten schossen und 13 Menschen töteten. Damit war die Lunte in Brand gesteckt, das Pulverfass explodierte und zweieinhalb Jahrzehnte lang kam die Region nicht zur Ruhe.

Die Bruchlinien des Konflikts gehen dabei weit zurück: Schon Ende des neunzehnten Jahrhunderts verlangte Irland, das damals unter britischer Herrschaft stand, nach Unabhängigkeit und Selbstverwaltung. Während die überwiegende Mehrheit der Iren (die katholisch waren) sich im Lauf der Zeit für diese Idee der sogenannten "Home Rule" begeisterten, blieb man im Norden der Insel (wo sich im Zuge der Industrialisierung viele Briten und auch Schotten angesiedelt hatten, weil dort nicht zuletzt mit Harland & Wolff Industriearbeitsplätze entstanden waren) dem britischen Königshaus treu. Es bildeten sich also Bruchlinien zwischen Republikanern (die ein freies Irland wollten) und Unionisten (die die Union zwischen Irland und Großbritannien/England beibehalten wollten).

Wir überspringen jetzt mal den Osteraufstand von 1916 (der an sich ein Desaster war, aber indirekt die Begeisterung der Iren für die Unabhängigkeit wieder anfachte, weil die Briten die Rädelsführer des Aufstandes brutal hinrichteten). Als schließlich 1921/22 Irland im anglo-irischen Vertrag zumindest eine gewisse Unabhängigkeit von London erreichte, bekamen die nordirischen, mehrheitlich königstreuen und zufällig auch protestantischen Provinzen das Recht, sich für den Verbleib bei Großbritannien zu entscheiden. Natürlich passte das der republikanischen Minderheit, die es in Nordirland eben auch gab, gar nicht. Aber das gerade unabhängig gewordene Irland verzehrte sich in einem mörderischen Bürgerkrieg, bei dem irische Republikaner gegenseitig um den "richtigen" Weg kämpften.

Spulen wir wieder vor in der Zeit: In Nordirland gab und gibt es eine haardünne Mehrheit, die sich für den Verbleib bei Großbritannien ausspricht und eine Minderheit, die die Vereinigung mit der Republik Irland anstrebt. Die erstere Gruppe ist zufällig protestantisch und die letztere zufällig katholisch. Dazu kommt allerdings, dass die Katholiken in Irland unter britischer Herrschaft im 19. Jahrhundert die Unterklasse bildeten, keinen Zugang zu höherer Bildung hatten und nicht selten in bitterer Armut leben mussten. Der Konflikt wird so noch durch die Ressentiments der Iren geschürt, die durch die Benachteiligung unter britischer Herrschaft gewachsen sind. Und diese Ressentiments befeuerte natürlich auch den Konflikt in Nordirland.

Bei einer Stadtrundfahrt durch Belfast konnte man viele Wandbilder sehen, an denen man klar erkennen kann, welcher politischen Richtung sich ein Viertel zugehörig fühlt. Dieses Bild aus einem republikanisch-katholischen Viertel zeigt Bobby Sands, einen Aktivisten der Irisch-Republikanischen Armee, der 1981 im Gefängnis an den Folgen eines Hungerstreiks starb und damit zum Märtyrer der irischen Nationalisten wurde:


Dieses Bild verlangt Freiheit für Marian Price, ebenfalls eine IRA-Aktivistin. Price war ebenfalls in den achtziger Jahren im Gefängnis in den Hungerstreik getreten, überlebte aber, weil sie gewaltsam zwangsernährt wurde. Sie widersetzte sich dem sogenannten Karfreitagsabkommen von 1998, das die Region befrieden sollte und wurde deshalb immer wieder verhaftet.


Das rechte Bild (ging leider nicht ganz drauf) feiert die IRA-Häftlinge als Märtyrer, die in den achtziger Jahren in den Hungerstreik traten und starben. Das linke (kurios und ein bisschen makaber) wirbt für Taxi-Rundfahrten, die zu den bedeutendsten Brandherden des Nordirland-Konflikts führen.


Dieses Bild feiert wiederum Bobby Sands und seine Mithäftlinge, die ebenfalls aufgrund ihres Hungerstreiks starben, als Märtyrer:


Und dieses Bild fordert das Ende der Internierung aller irischen republikanischen Aktivisten:



Bleibt zu hoffen, dass sich der Konflikt trotz seiner langen und blutigen Geschichte langfristig und nachhaltig und vor allem friedlich lösen lässt.

(Alle Bilder hat Tante Dilein übrigens aus dem Bus heraus aufgenommen. An ihr ist eine echte Fotoreporterin verlorengegangen, findet euer Kurt!)

PS: Natürlich kann dieser Beitrag den Nordirland-Konflikt nicht vollständig nachzeichnen. Wer mehr wissen will, findet unter Wikipedia und ähnlichen Quellen noch viel mehr Informationen.