Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Samstag, 21. September 2013

Warum Onkelchen "BüSo" wählt (genau weiß ich's aber nicht)

Wahltage sollten eigentlich Feiertage sein. Sagt Onkelchen. Gut, bei uns legt man ja Wahlen in der Regel auf einen Sonntag, also muss man zumindest - anders als in Großbritannien oder den USA - nicht extra freinehmen, wenn man von seinem demokratischen Recht Gebrauch machen will. Aber er meint, dass Demokratie und freie und gleiche Wahlen so hohe Güter und Errungenschaften sind, dass man das schon mal mit einer Parade vor dem Brandenburger Tor feiern könnte. "Ich will Fahnen sehn!" meinte ja auch seinerzeit Harald Schmidt, als das Kanzleramt eingeweiht wurde. Und Onkelchen hätte das bestimmt auch unterschrieben.

Nein, Wahltage sind zu Recht Feiertage. Es sind die Tage, an denen der eigentliche Souverän der Bundesrepublik, also das Volk, sozusagen über seine Repräsentanten zu Gericht sitzt. Dürfen sie weitermachen wie bisher? Oder ist eine Korrektur angebracht? Darum geht es auch bei der morgigen Bundestagswahl. Das ist etwas Erhebendes, und genauso sollte es auch begangen werden, meint Onkelchen.

Nun hört man aber auch immer wieder diejenigen, die jammern: "Ach, die da oben machen eh, was sie wollen." Oder: "Wenn Wahlen wirklich was ändern würden, dann würde man sie verbieten." Natürlich sind auch Onkelchen solche Gefühle nicht fremd. Aber bis jetzt hat er sich immer aufgerafft und ist wählen gegangen. Manchmal, das gibt er selber zu, hat er auch schräge Sachen gewählt. Aber die Tatsache, dass er wählen kann und dabei noch zwischen mehreren Parteien die Wahl hat (worin ja der eigentliche Charakter einer Wahl besteht), das hat er immer als Privileg empfunden.

Allerdings - und Onkelchen wird nie müde, das zu betonen - haben Wahlen auch ein dreckiges kleines Geheimnis. Wahlen sind immer ein Deal zwischen dem Wähler und dem Kandidaten. Es ist so etwas wie ein impliziter Vertrag. Der Kandidat möchte in ein öffentliches Amt gewählt werden und sagt quasi: "Wenn du mich wählst, dann tu ich was für dich". Und der Wähler sagt: "Hör zu, ich wähle dich, aber dann musst du auch was für mich tun."Und wenn der Kandidat, so er einmal gewählt wurde,  seinen Teil des Deals nicht einhält, dann wählt man ihn einfach nicht mehr. So einfach ist das.

Es war schon im alten Rom nicht anders. Ein ehrgeiziger Jungpolitiker, der sich zu Höherem berufen fühlte, musste zwar nicht wie heute Klinken putzen (wir warten schon, ob nicht die nette SPD-Kandidatin bei uns hereinschneit), aber er musste seine Klienten vor Gericht vertreten, ihnen Geld leihen, bei Geschäften beratend zur Seite stehen und so weiter. Und er musste die potenziellen Wähler mit Namen ansprechen können. Reiche Patrizier hatten dafür sogar eigens abgestellte Sklaven, sogenannte nomenclatores, die ihnen die Namen ihrer Klienten einflüsterten.  Das waren lebende Datenbanken, die nicht nur die Namen der Einwohner in einem bestimmten Stadtviertel kannten, sondern auch ihre Lebensumstände - wer mit wem, warum und unter welchen Begleitumständen.

Und solchermaßen konnte der Politiker dann ganz handfest die Interessen seiner Klientel vertreten. Tat er es nicht, probierte man halt einen anderen Kandidaten aus. Angeblich soll Julius Caesar, der zu Beginn seiner politischen Karriere stets hochverschuldet und klamm war, auf einen solchen nomenclator verzichtet haben, da solche Sklaven horrend teuer waren. Er besaß dagegen ein glänzendes Gedächtnis, mit dem er seine Klienten und Bittsteller beeindruckte. Nicht zuletzt deshalb ist Caesar, obwohl er aus einer hochadeligen (wenn auch verarmten) Familie stammte, gerade beim römischen Volk so beliebt geworden (und wegen der aufwendigen Gladiatorenspiele, die er veranstaltete, was ihn fast in den finanziellen Ruin  trieb).

Wahltage sind demzufolge eine wunderbare Gelegenheit, um klarzumachen: Der Staat, das sind wir. Und ihr in Berlin seid unsere Vertreter. Macht was draus!

Tja, und was will Onkelchen denn wählen? Mir hat er es bis zuletzt nicht gesagt. Tendenziell war er ja eigentlich immer dem linken Lager zuzuordnen. Unter anderem war er in den neunziger Jahren Mitbegründer der Juso-Hochschulgruppe an der einzigen katholischen Universität Deutschlands.  Den Jusos wurde er allerdings später untreu, weil er seine Mitgenossen des Revisionismus und des Abweichlertums bezichtigte. Eine künstleröse Genossin wollte beispielsweise eine Initiative zur Rettung der historischen Innenstadt von Halberstadt starten. Was für ein profanes Ansinnen! Onkelchen ging es dagegen immer ums große Ganze: Er wollte nichts Geringeres, als die damals (1990!) etwas aus der Mode geratene Lehre von Karl Marx zu modernisieren. Deshalb bastelte er an einem bahnbrechenden ideologischen Theoriegebäude, das Marx und den damals unter Linken unglaublich populären Politologen Johan Galtung unter einen Hut bringen sollte. Das Ziel wäre der ÖOGS (Ökologisch orientierte Global-Sozialismus nach Marx und Galtung) gewesen. Diesen ideologisch-politischen Geniestreich vermochten die Juso-Genossen leider nie angemessen zu würdigen. Außerdem rauchten sie für Onkelchens Geschmack zu viel.

Daran kann man sehen: Onkelchen hat ein Herz für schräge Politikansätze. Deshalb kann ich mir vorstellen, dass er diesmal der "Bürgerrechtsbewegung Solidarität" (BüSo) seine Stimme gibt. Die BüSo nimmt immerhin für sich in Anspruch, die große Finanzkrise schon seit etwa 2001 vorausgesehen zu haben. Schneidet die BüSo also deshalb so miserabel bei Wahlen ab, weil sie einfach ihrer Zeit voraus ist? Heute zeichnet sie sich beispielsweise dadurch aus, dass sie die These von der Klimaerwärmung ablehnt und neue Kernkraftwerke fordert. So ganz unplausibel ist das nicht, denn auch der Physiknobelpreisträger Robert Laughlin (USA) äußert in seinem Buch Der Letzte macht das Licht aus sinngemäß die Meinung, dass die Kernenergie spätestens dann ein Comeback erleben wird, wenn sich all die erneuerbaren Energieformen als zu unzuverlässig und zu teuer erwiesen haben werden.

Heute wäre Onkelchen übrigens bei der von ihm seinerzeit mitbegründeten Juso-Hochschulgruppe gar nicht mehr willkommen - denn bei manchen Veranstaltungen der GenossInnen heißt es ganz eindeutig: Männer müssen draußen bleiben. Hier der Beweis:


Das machte Onkelchen tatsächlich ein bisschen traurig. Denn als damals die Juso-Hochschulgruppe gebildet wurde, wollte man wirklich ein Forum für alle bieten. So schrieb man's damals auch in den Zeitungsartikel, mit dem seinerzeit die Gründung der  Hochschulgruppe angezeigt wurde. Und heute wird man als Mann ausgesperrt, wenn ein Diskussionsabend über Sexismus angesetzt wird. Das, findet Onkelchen, ist irgendwie auch eine Form von Sexismus.

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