Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Mittwoch, 18. Juni 2014

Wie Buddha in den Suppenkessel sprang

Eigentlich sollte man annehmen, dass Onkelchen nach mittlerweile drei Taiwan-Reisen in ebenso vielen Jahren nichts mehr so richtig überraschen kann. Und richtig: Auf seiner inzwischen vierten Tour in das Inselreich hat er kein Problem mehr damit, wenn er in einer Garküche gesottene Schweinehufe in einem Kochtopf erblickt. Er nimmt es halt stoisch hin. Der Ferne Osten ist einfach eine Generalattacke auf alle Sinne, ganz besonders auf das Sehen, Schmecken und Riechen. Darauf, das ist Onkelchens Philosophioe, muss man sich als Besucher einfach einlassen. Aber auf eine Sache war er nun wirklich nicht vorbereitet, und das ist der Stinketofu.

Onkelchen ist ja eher einer von den Leuten, die bei Tofu generell das Prinzip "Leben und Leben lassen" bevorzugen. Will sagen: Sollte Onkelchen mal im Supermarktregal ein Stück Tofu finden, dann wird er es dort auch liegenlassen. Das ist im Großen und Ganzen ein gutes Arrangement.

Im Fernen Osten, vor allem aber in Taiwan, gibt es nun eine fermentierte Abart dieses Lebensmittels, die im Deutschen als "Stinketofu" im Englischen als "stinky tofu" bezeichnet wird. Bei seinen bisherigen Abenteuern in Taiwan hatte er das Zeugs noch nie gesehen geschweige denn gerochen. Lediglich in einem Buch einer deutschen Sinologin, die über ihren einjährigen Aufenthalt als Gaststudentin in Taiwan berichtet, stolperte Onkelchen ab und an über das Zeug.

Als Onkelchen aber nun am vergangenen Montag mit seinem Kumpel durch die alte Goldgräberstadt Jiufen schlenderte, drang ihm aus einer Garküche ein Duft in die Nase, bei dem es sich um gar nichts Anderes handeln konnte. Das Ganze roch, als hätte Onkelchen seine beiden Füße ein Jahr lang nicht gewaschen, dann die Hornhaut abgeraspelt, das Raspelzeug eingedickt.und schließlich gekocht. Ich will nicht sagen, dass der Geruch unerträglich ist, aber er setzt sich im Riechkolben fest. Noch Stunden danach hatte Onkelchen den Gestank in der Nase. Kein Wunder, dass Onkelchen davon absah, eine Probe mit nach Hause zu nehmen. Es wäre ihm wahrscheinlich so ergangen wie dem Mann, der in einer Kölner Mietwohnung eine Dose geöffnet hatte, die die schwedische Fischspezialität Surströmming  enthielt. Jenem Herrn, so besagt es wenigstens die urbane Legende, soll der Vermieter fristlos die Wohnung gekündigt haben. Denn der Gestank des fermentierten Dosenfischs, der eine so starke Gasentwicklung aufweist, dass sich nicht selten der Dosendeckel wölbt, war nicht mehr aus der Bude herauszubekommen.

Wie die urbane Legende weiter erzählt, soll der wenig einsichtige Liebhaber der traditionellen schwedischen Küche gegen die Kündigung geklagt haben. Die Argumente wurden ausgetauscht, und schließlich verlangte der Richter, der sich ein Urteil über die Geruchsbelästigung bilden wollte, dass im Gerichtssaal eine solche Fischdose geöffnet würde. Kaum war der erste Schwall des Geruches durch den Saal gewabert, soll der Richter die Kündigung augenblicklich bestätigt haben.

Deshalb hat Onkelchen auch kein Bild des Stinketofus aufgenommen. Er konnte einfach nicht lange genug an der Garküche stehen bleiben, um mit der Kamera ein ordentliches Bild des Tofus zu schießen. Unter Kennern ist es ja strittig, ob der Stinketofu als Lebensmittel oder als biologische Waffe erfunden wurde.

Weitaus angenehmer nahm sich dagegen die Suppe aus, die Onkelchen heute Abend in einem traditionellen taiwanischen All-You-Can-Eat-Local genießen durfte. Nach Auskunft seines Kumpels handelt es sich dabei um eine Suppe, bei der einstmals sogar Buddha selbst schwach geworden sein soll. Der Name der Suppe soll sich mit "Buddha springt in den Kessel" ins Deutsche übersetzen lassen. Der Sage nach soll nämlich Buddha auf einer Reise der Geruch dieser Suppe in die Nase gestiegen sein, und als er die Frau sah, die in dem Suppenkessel rührte, soll der Erleuchtete mitten rein gesprungen sein - und das, obwohl Buddha Vegetarier war. Denn es war klar zu sehen, dass in der Suppe zahlreiche Fleischstücke schwammen.

Nun konnte Onkelchen also auch diese Suppe probieren, und er fand sie großartig. Das, obwohl die einzige Zutat, die er sicher identifizieren konnte, eine Esskastanie war. Aber natürlich schwammen auch diesmal viele fleischige Elemente in der Brühe herum, unter anderem sogar eines mit Knochen.

Diese Suppe hatte sich Onkelchen auch wahrlich verdient, da er den Tag über brav auf einer obskuren Elektronikmesse in Taipei durchgehalten hatte. Dann und wann latschte er mal übers Gelände und suchte den einen oder anderen Aussteller heim, dem er dann komische Fragen stellte. Einige verstanden seine komischen, auf Englisch gestellten Fragen, andere nicht. Letztere dürften sich dann sicherlich wundern, falls sie jemals die Artikel zu Gesichte kriegen, die Onkelchen über die Messe schreiben will.

Kurioserweise waren nicht mal alle Stände der Messe besetzt. Am Stand neben dem von Onkelchens taiwanischer Partneragentur lagen lediglich die Bestelllisten obskurer Food-Bringdienste auf.
Und zwei Stände weiter in die andere Richtung war in unregelmäßigen Abständen ein Hupfdohlen-Trio zugange, das unter den Klängen chinesischer Kaugummi-Popmusik das Publikum dazu animieren sollte, an komischen Gewinnspielen teilzunehmen. Die beiden gestiefelten Kätzchen links und rechts hatten dabei nicht viel mehr zu tun als hin und wieder einen Ausfallschritt zu machen, mit dem Finger zur Decke zu zeigen und einen Cheerleader-artigen Urlaut auszustoßen. Die mittlere war dagegen ständig mikrofonverstärkt am Quasseln und warf Trostpreise unters Volk.
Wofür die drei Grazien aber nun letztlich werben, konnte Onkelchen bisher nicht herausfinden. Der Ferne Osten behält also weiter das eine oder andere Geheimnis.

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