Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Sonntag, 13. Juli 2014

WM-Blog: Die hohe Kunst des Durchwurschtelns

Nach dem Ende fast jedes großen Fußballturniers - WM oder EM - wägen weise Medienmenschen ab, ob der frischgebackene Titelträger denn auch ein würdiger Welt- oder Europameister sei. Da wird dann mehr oder weniger objektiv betrachtet, wie konstant die Mannschaftsleistung ausfiel und ob das System des Titelträgers allen Anforderungen an das, was man modernen Fußball nennt, denn auch standhält. Fast immer kommen die Experten dann aber doch zu dem Schluss, dass die siegreiche Mannschaft XY letztlich doch ein "würdiger" Welt- oder Europameister sei und den Titel verdient errungen habe.

Es gibt aber Ausnahmen. Noch heute gilt der Europameisterschaftssieg der Griechen im Jahr 2004 als Betriebsunfall - wenn man die einschlägigen Fachmedien studiert. Denn die Griechen erdreisteten sich bekanntermaßen, mit einer defensiv ausgerichteten Taktik und einem Libero (Unerhört!) ins Turnier zu gehen und auch zu gewinnen. Vor allem Fans der berühmten "Goldenen Generation" Portugals sind auf die Hellenen nicht gut zu sprechen, da sie den Mannen um Luis Figo und den jungen Cristiano Ronaldo eine lange Nase drehten - und zwar gleich zweimal, denn sowohl im Eröffnungsspiel als auch im Finale siegten die Griechen.

Vor allem im Vorfend eines WM-Finales greift immer wieder die Angst um sich, es könne eine Mannschaft gewinnen, die sich - Gott behüte - bis dahin durchs Turnier gewurschtelt hat. Vor allem die deutsche Mannschaft gilt als Spezialist in dieser Disziplin. 2002 etwa fand das damals von Rudi Völler gecoachte Team nach der Gruppenphase über die Stationen Paraguay, USA und Südkorea den Weg ins Endspiel und gewann dabei jeweils mit einem schmucklosen 1-0. Dabei sorgte vor allem Oliver Kahn dafür sorgte, dass der Kasten hinten sauber blieb. Nach dem verlorenen Finale schrieb so mancher Journalist, für den Weltfußball sei es wohl besser, dass Brasilien gewonnen habe. Denn der Stil der deutschen Mannschaft, die damals den Ruf einer soliden Handwerkertruppe hatte, galt nach Meinung der Meinung machenden Fußball- Feingeister als keineswegs nachahmenswert.

Nur: Hätte Deutschland damals das Finale tatsächlich gewonnen (was trotz der Sperre gegen Michael Ballack durchaus im Bereich des Möglichen lag), dann wäre die Völler-Elf ein genauso legitimer Weltmeister gewesen wie 1998 die Franzosen und 1994 die Brasilianer. Denn bei den Franzosen 1998 war auch nicht alles Gold, was glänzte: Zidane handelte sich in der Vorrunde einen Platzverweis ein, im Achtelfinale gewannen die Bleus durch Golden Goal gegen Paraguay und das Viertelfinale gegen Italien verlief sogar komplett torlos, so dass das Elfmeterschießen entscheiden musste. Fußballerischer Glanz sieht anders aus. Im Halbfinale ging Kroatien, das die Deutschen zuvor verdientermaßen rausgeworfen hatte, sogar in Führung, und Laurent Blanc handelte sich einen Platzverweis ein. Fußballerischer Glanz sieht anders aus. Immerhin gelang den Franzosen dann aber ein überzeugender Endspielsieg über die Brasilianer. Die wiederum holten 1994 den Titel vor allem aufgrund ihres Elfmeterglücks über die Italiener. Die hingegen hatten 2006 dasselbe Glück auf ihrer Seite.

Was heißt das für das heutige Endspiel? Es ist vollkommen egal, wie eine Mannschaft ins Finale gekommen ist. Sobald das Endspiel angepfiffen wird, sind die Karten neu gemischt. Niemand kann sich für die Viertel- oder Halbfinalergebnisse etwas kaufen. Auch eine Mannschaft, die wie Argentinien 1990 ihren Finaleinzug vor allem ihrem Elfmetertöter Sergio Goycoechea zu verdanken hat, ist ein legitimer Titelkandidat (Argentinien hatte die Vorrundengruppe nur als Dritter beendet - im 24er-Feld war auch den vier besten Gruppendritten ein Weiterkommen möglich - und musste sowohl im Viertel- als auch im Halbfinale ins Elfmeterschießen gehen).

Wer also Argentinien aufgrund der eher unspektakulären Auftritte in den Zwischenrunden unterschätzt, der könnte heute sein blaues Wunder erleben.

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