Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Samstag, 28. Februar 2015

Bitte Geduld mit den Griechen!

Mein missratener Sohn Gianni Dona schlüpft immer wieder gern in historische Kostüme. Mal ist er diese mickrige Kaiser der Franzosen, mal dieser komische argentinische Ex-Fußballer, für dessen Wiedergeburt er sich hält. Diesmal hat er sich was Antikes angezogen und er macht auf alter Grieche: Aristoteles, Demosthenes, Sokrates. Irgendwas in dieser Richtung. Wahrscheinlich Sokrates. Der war ja auch Fußballer. Aber meines Wissens nach Brasilianer.

Ja, die Griechen! Griechenland war ja sozusagen das Silicon Valley der Antike. Mathematiker, Philosophen und Politiker waren da zugange. Der alte Demokrit sprach von Atomen, Eratosthenes berechnete den Erdumfang, Diogenes faulte in seiner Tonne herum und Archimedes bastelte an Strahlenwaffen. Der geheimnisvolle Mechanismus von Antikythera zeigt, dass die Hellenen sogar begnadete Feinmechaniker waren.

Und heute? Oh wow. So richtig viel ist nicht geblieben, wenn man nach den Schlagzeilen der Tagespresse geht. Da wird ja auf die Griechen eingehauen, dass es einem Angst und bange wird. Onkelchen und Tante Dilein waren vor etwas mehr als 10 Jahren in Griechenland, kurz vor den Olympischen Spielen in Athen. Damals gerieten sie unter anderem in einen Omnibusfahrerstreik. Zwei Mitreisende aus der Schweiz beschwerten sich damals lautstark, bei ihnen würde nie gestreikt. In den Augen der beiden Schweizer waren die Griechen allesamt schmierige Levantiner, die nur darauf aus waren, arglose Touristen abzuzocken. Und das Studiosus-typische Reisepublikum stimmte ihnen darin bei.

Onkelchen und Tante Dilein waren nicht dieser Meinung. Was sie sehr deutlich merkten, war, dass die Griechen allesamt sehr stolz auf ihr Land und ihre Geschichte waren und sind. Immerhin: Als die Athener ihre Akropolis errichteten, gruben die Römer gerade an ihrer Cloaca Maxima. Und die Deutschen? Die gab's noch nicht. Die traten erst ein paar hundert Jahre später ins Licht der Weltgeschichte und erzeugten Angst und Schrecken, was ja auch im weiteren Lauf der Zeit ihre Kernkompetenz blieb.

Was uns allen ein bisschen verloren gegangen ist, ist die Fähigkeit zur Geduld und zur Toleranz. Die Griechen haben einfach ihren τρόπος ζωής, was man in etwa als "way of life" übersetzen kann. Wenn man so viel Sonne und Meer hat wie in Hellas, dann treibt es die Leute einfach nicht in Stahlwerke oder Automobilfabriken, das muss man einfach einsehen. Dann nimmt man es vielleicht auch mit Zahlungsfristen nicht so genau. Wir Deutschen haben auch erst vor ein paar Jahren die letzten Reparationen für den ersten Weltkrieg abbezahlt. Also bitte Geduld!

Samstag, 7. Februar 2015

Hinter Klostermauern

 
Nun ist Onkelchen endgültig hinter Klostermauern angekommen. Bei einer geschäftlichen Reise, die ihn ins südliche Allgäu führte, stieg er kürzlich nicht in einem gutbürgerlichen Gasthof ab, sondern mietete sich in einem erzkatholischen Pilgerheim ein – auch um seinen Vorgesetzten zu demonstrieren, wie sehr man Reise- und Übernachtungskosten drücken kann, wenn man es denn nur will. 

Dass dieser betreffende Pilgerort wegen des sehr speziellen Publikums, das dort Rat und göttliche Hilfe sucht, ziemlich berüchtigt ist, ficht ihn nicht an. Welches spezielle Publikum da ein- und ausgeht, lässt sich am besten an einigen Produkten ersehen, die im dortigen Pilgerladen erhältlich sind. Klar, es gibt dort die üblichen Devotionalien wie Rosenkränze, Pilgermedaillons, Bibeln, Kommunionkerzen und allerhand Traktätchen zu kaufen – aber es werden zum Beispiel auch (und keineswegs als Bückware) die Memoiren des langjährigen vatikanischen Ober-Exorzisten feilgeboten. 

Gerüchteweise wurden die dort verzeichneten Techniken an jenem Pilgerort bis vor ein paar Jahren ganz gerne mal auch praktisch angewendet. Ein paar Häuser neben dem Pilgerzentrum hat zudem eine ganz erzkatholische Bruderschaft ihren Sitz, die es sich nicht nehmen lässt, den Gottesdienst nach dem tridentinischen Ritus zu feiern, also auf Latein. Onkelchen hat da nix gegen. Zum einen ist er schon seit seiner ersten Begegnung mit Asterix ein echter Römer- und Latein-Freak und zum anderen meint er, dass es manchmal ganz gut ist, wenn man nicht so genau versteht, was der Pfarrer da so murmelt. 

Das gilt vor allem für die evangelische Pfarrerin, die seit neuestem für Onkelchens Heimatort zuständig ist. Nun ja, die Dame kann ja nun nichts für ihre quäkige Stimme, aber ihre Grundtechnik, bei ihrer Predigt ein Thema eigentlich schon abgeschlossen zu haben und nach einer Kunstpause dann doch wieder neu anzufangen, ohne jetzt aber einen fundamental neuen Aspekt an das theologische Gebäude hinzuzufügen, das nervt Onkelchen doch ganz beträchtlich. 

Manchmal denkt er sich, die evangelische Form des Exorzismus bestehe im Großen und Ganzen darin, den zu entfernenden Dämon solange zuzutexten, bis er das Weite sucht. Onkelchen hat schon oft versucht, die sehr pietistisch und damit protestantisch geprägte Tante Dilein zum Katholizismus zu bekehren, aber damit biss er bisher auf Granit. Dafür rollt er ganz vernehmlich mit den Augen, wenn er aus Höflichkeit zu Tante Dilein ausnahmsweise mal in einen evangelischen Gottesdienst geht und die Pfarrerin mal wieder über Luther spricht. 

Denn Luther war aus Onkelchens Sicht kein Heiliger. Er hatte zwar mit einigen seiner 95 Thesen ganz recht, und auch die Bibelübersetzung ins Deutsche war eine gute Leistung, aber danach ging’s mit dem Herrn aus Wittenberg doch ganz erheblich bergab. 

Dass Luther beispielsweise während des Bauernkrieges mit der Obrigkeit paktierte, war definitiv kein Ruhmesblatt. Und außerdem meint Onkelchen, habe die Una Sancta während des tridentinischen Konzils die gröbsten Probleme repariert, die ihr Luther ins Stammbuch geschrieben hatte. Wenn Onkelchen damit anfängt, beginnt Tante Dilein ihrerseits ganz vernehmlich mit den Augen zu rollen. Eine Änderung dieses Zustandes ist vorerst nicht zu erwarten.  

Manchmal hat Tante Dilein auch Lektorendienst. Dann bereitet sie sich ganz sorgfältig auf die zu lesende Bibelstelle vor. Sie sucht am Vorabend in verschiedenen Übersetzungen nach der sprachlich ansprechendsten Version und druckt sich die Stelle dann auch noch extra aus, damit sie den Text im Großdruck vor sich stehen hat und die Betonungen und Pausen eintragen kann.

Neulich, als Tante Dilein mal wieder Lektorendienst hatte und am Sonntagmorgen ein bisschen länger im Bade verweilte, schnappte sich Onkelchen den am Vorabend vorbereiteten Zettel und tauschte ihn gegen eine ganz spezielle, nach seiner Art präparierte Variante aus. Dort, wo im Original das Wort "Gott" stand, setzte er per Copy & Paste die Wendung "DER GROSSE PALFI" ein. Damit wollte er mir wohl schmeicheln. Der Zettel, den er seiner Frau unterschob, sah nunmehr so aus:
 Als Tante Dilein aus dem Bad kam, ahnte sie nichts Böses. Sie hätte wohl ein bisschen misstrauisch werden sollen, da ihr Onkelchen sogar in den Mantel half! Glücklicherweise warf sie vor der Abfahrt noch einen Blick auf den Zettel und merkte dann, was Onkelchen ihr da untergeschoben hatte. Aber er hatte das Original natürlich noch greifbar. Sonst hätten die Evangelen über eine sehr ungewöhnliche Bibelstelle gestaunt!