Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Samstag, 7. März 2015

Als Sokrates den ESC gewann (zumindest die Vorentscheidung)

Onkelchen wird alt.

Früher hätte er sich die deutsche ESC-Vorentscheidung um keinen Preis entgehen lassen. Dieses Jahr guckte er dagegen auf N24 eine Dokumentationssendung zum Russlandfeldzug 1941 (wahrscheinlich, um die Jugenderinnerungen von sein' Oppa aufzufrischen: "Erinnert ihr euch an damals, an den Kessel von Wjasma und Briansk? Hach, das waren Zeiten, als wir noch jung waren!").

Deshalb entging ihm auch der größte Aufreger der deutschen Eurovisionsgeschichte, nämlich die Saga des Andreas Kümmert, der ein bisschen aussah wie ein rothaariger und -bärtiger Sokrates (und, geben wir's ruhig zu, auch ein bisschen wie Onkelchen, höhö). Der Sokrates aus dem Frankenland sang mit seiner Röhre den Rest des Feldes buchstäblich an die Wand, trat dann aber im Augenblick des Sieges zurück und reichte den Siegeskranz an eine ebenso überraschte wie blasse Dame weiter, an der noch nicht einmal der Name echt wirkte, da sie ihn von einer zu Recht berühmten Geigerin ausgeborgt zu haben schien. Drama pur!

Wie gesagt, Onkelchen hat dieses Ereignis nicht live gesehen, aber es gibt ja genügend Fotos und Videoaufzeichnungen. Schon als Barbara Schöneberger den Andreas Kümmert zum Sieger erklärte, wirkte er in seinem Kapuzenpullover gegenüber den anderen wohlgestylten Figuren wie ein Fremdkörper, ganz so, als hätte sich Gollum in eine Elbenparty geschlichen. Es ist nun einmal die große Ausnahme, dass jemand, der eben nicht nach Lipgloss und Pilates aussieht, eine so gewaltige Fernsehshow gewinnt. Dem Vernehmen nach war zuvor sogar noch eine Sangesgruppe auf Ergometern angetreten. Auch diese stromlinienförmigen Damen hatte Kümmert locker hinter sich gelassen.

Bei unserem fränkischen Sokrates regierte einzig und allein die Stimme, und wie künstlich nahm sich dagegen die Zweitplatzierte aus, die laut "Süddeutscher Zeitung" Tochter eines Bankers ist (und, mit Verlaub, auch ein bisschen so aussieht).

Die von der wie so oft ahnungslosen Presse geäußerten Vergleiche der stellvertretenden Siegerin mit Lena Meyer-Landrut greifen zu kurz. Denn LML schlich sich in die Herzen des Publikums, indem sie 2010 in Oslo auf ihre ganz eigene süße Weise verpeilt und auf eine verpeilte Weise süß wirkte. Das funktionierte allerdings nur einmal. Beim ESC 2011 in Düsseldorf, als sie den Titel verteidigen sollte, war ihre Magie bereits verflogen. Mittlerweile bespricht das Bahnmagazin "mobil", das im ICE ausliegt, ihre Platten. Das Blatt bemerkte angelegentlich ihres vorletzten Albums, es sei "ein schönes Stück Pop" geworden. Kann es eine schlimmere Strafe geben?

Die stellvertretende Siegerin von Hannover entwickelte dagegen maximal den Charme einer BWL-Praktikantin, die sich für die Betriebsweihnachtsfeier ganz besonders aufgebretzelt hat, um sich an den Juniorchef ranzuschmeißen.

Und: Es ist absolut in Ordnung, wenn jemand, dem etwas Großes gelungen ist, in sich zurückzieht und von der Bühne abtritt. Damit trotzte Andreas Kümmert der medialen Logik, die Berühmtheiten durch Shows wie DSDS und "The Voice" erst züchtet und danach im Dschungelcamp wieder auf den Komposthaufen der Vergänglichkeit wirft. Für einen Abend regierten seine Stimme und seine Musik. Wer dann sagt: Mehr geht nicht, mehr kann ich nicht, mehr tut mir nicht gut, der hat vollen Respekt verdient. Man muss sich nicht durch jede Manege ziehen lassen und sich den Gesetzen der Medien unterwerfen. Andreas Kümmert blieb authentisch. Bravo!

Die Bankerstochter darf dann in Wien den 24. Platz holen.

Ob Onkelchen dann wieder guckt? Das hängt davon ab, was auf N24 läuft.



    

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