Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Montag, 15. Juni 2015

Port Alberni: Fjorde und fossile Flugzeuge

Wer mit Onkelchen zu tun hat, wird früher oder später den geflügelten Satz hören: "Das ist total überschätzt." Dieser Satz, den er oft als Totschlagargument einsetzt, lässt sich auf alles Mögliche anwenden. Und es ist ja auch oft so, dass sich Leute durch Hypes dazu bewegen lassen, unsinnige Sachen zu tun, weil sie eben gerade in sind und weil alle darauf abfahren.

Bubble Tea war vor ein paar Jahren beispielsweise so ein Phänomen. Auch die Reiseführer-Reihe "Lonely Planet" ist aus Onkelchens Sicht total überschätzt, und hier kreiseln wir uns langsam aufs Thema dieses Beitrags ein. Denn um Land und Leute wirklich kennenzulernen, taugen die Elaborate der australischen Reiseführerschmiede nach aller Erfahrung nicht. Sie sind eher dazu geeignet, die derzeit angesagten watering holes zu ermitteln, an denen sich die Hipster dieser Welt so treffen. Dann kann man zwar ganz entspannt chillen, aber das kann man ja eigentlich auch zuhause mit einem guten Buch. Meint Onkelchen.

Wahrscheinlich würde ein "Lonely Planet"-Autor in Port Alberni, dem Ort, den Onkelchen und Tante Dilein in den letzten paar Tagen zu ihrem Basislager auf Vancouver Island erkoren haben, bestenfalls den Mietwagen auftanken und dann einfach weiterfahren. Die angesagten Touristenorte liegen weiter draußen an der Küste; Tofino für Hipster und Jungs, wie sie vor den Filialen der ebenfalls sehr überschätzten Modemarke "Abercrombie & Fitch" posieren, und Ucluelet für alle Althippies. Port Alberni ist dagegen so ein bisschen das Aschenbrödel auf der Insel. Die Holzindustrie, die Fischerei und ein bisschen Tourismus sind die wichtigsten Wirtschaftszweige, die Gemeinde schlägt sich eher so durch. 

Dabei ist Port Alberni geographisch ungeheuer interessant, da der Ort an einem der längsten Fjorde unseres einsamen Planeten liegt. Dieses Alberni Inlet erlaubt es gewaltigen Holzfrachtern in Port Alberni anzulegen und Baumstämme in aller Herren Länder zu verschiffen, vorzugsweise nach Asien. Mit dem Schiff durch das Fjord zu fahren und die vorgelagerte Inselgruppe der Broken Islands zu durchqueren, ist sehr reizvoll. Man braucht dafür halt Zeit. 

Darüber hinaus liegt unweit der Kleinstadt der idyllische langgezogene Sproat Lake. Am Ufer des kristallklaren Sees häufen sich die Wochenendhäuser der Einheimischen. Onkelchen und Tante Dilein hatten in der vergangenen Woche das Glück, bei einer solchen Anrainerfamilie unterzukommen, die am See ihr Domizil hat. Der Kontrast könnte krasser nicht sein: Die Uferstraße führt kilometerlang durch Wald, man hat ständig den Eindruck, nach der nächsten Biegung geht es wirklich nicht weiter, die gelegentlichen "No Trespassing"-Schilder sorgen auch nicht unbedingt für mehr Vertrauen, und dann öffnet sich plötzlich der Blick auf den klaren, ruhig daliegenden See. Die See-Anrainer möchten auch ganz gerne, dass das so bleibt, denn auf Touristenströmr können sie gern verzichten.

Bis vor ein paar Jahren wurde die Stille am See gelegentlich durch den Motorendonner urtümlicher Flugboot-Giganten gestört. Denn der Sproat Lake war (und ist noch) die Heimstätte von zwei riesenhaften Martin-Mars-Flugbooten, die im zweiten Weltkrieg als Truppentransporter für den Pazifikkrieg gebaut wurden und später zu Löschflugzeugen für die Bekämpfung von Waldbränden umgebaut wurden. Ihre Spannweite von 60 Metern konkurriert sogar mit der moderner Jumbo-Jets. Leider sind die beiden letzten Flugboot-Dinosaurier nicht mehr im Einsatz, weil die Regierung der Provinz British Columbia vor zwei Jahrenden Kontrakt mit der Betreiberfirma auslaufen ließ. Der Betreiber reagierte einigermaßen verschnupft und legte die imposanten Maschinen still. Eines der beiden Flugboote trägt inzwischen wieder den originalen US-Navy-Anstrich und soll nach Florida in ein Museum der US-Marine wandern. Allerdings sorgten wohl logistische Gründe dafür, dass die Maschine derzeit noch im Depot des einstmaligen Betreibers vor sich hin gammelt. 

Die zweite Maschine wäre eigentlich noch einsatzbereit. Und Onkelchen fragt sich, ob sich die Regierung von British Columbia nicht ins Knie geschossen hat, denn angesichts des derzeit ungewöhnlich heißen und trockenen Frühjahrs sind Waldbrände im Sommer so gut wie programmiert. Und da wäre es doch ganz schick, wenn man auf einen Brandbekämpfer zurückgreifen könnte, der einfach so 27 Tonnen Wasser schlucken und abregnen lassen kann. Dann wäre der Martin Mars für den Betreiber kein Klotz am Bein, der nur Platz wegnimmt, sondern wäre weiterhin eine sehenswerte und nützliche Touristenattraktion und müsste nicht, wie im oberen Bild gezeigt, hinter dem Drahtzaun ein trauriges Mauerblümchen-Dasein fristen. Denn solche urtümlichen Riesenflugzeuge sind keineswegs überschätzt. Meint zumindest Onkelchen.

Kulinarischer Nachtrag: Im "Bare Bones" (Ecke Johnston und Elizabeth Street) gibt's tolle Fish & Chips mit Kabeljau (Cod), Lachs (Salmon) und Heilbutt (Halibut). Muss man probiert haben. Dort jobbt auch Jessica, die Freundin des Sohnes unserer Gastfamilie. Und wer sein Fahrzeug waschen möchte, geht ins "Port Posh Wash" - praktisch um die Ecke. Jedes Auto wird da sauber. Ende des Werbeblocks.

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